Hühnerzucht für Anfänger: Ein Leitfaden zur Aufzucht und Haltung

Für den Aufbau einer Hühnerzucht benötigen Anfänger ein fundiertes Grundwissen über die Ausrüstung, die Haltung, die Aufzucht und das richtige Futter.
Offenbach am Main – Mit 180.000 Mitgliedern in rund 4.600 Vereinen ist der Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG) Ansprechpartner für gewerbliche wie Hobbyzüchter. Er setzt sich unter anderem für die artgerechte Haltung von Geflügel, den Erhalt seltener und gefährdeter Rassen und die Bewahrung der genetischen Vielfalt ein. Neben der Arterhaltung nimmt der Tierschutz einen bedeutenden Stellenwert seiner Tätigkeiten ein.
Hühnerzucht für Anfänger: Grundlagen für Haltung und Aufzucht im Überblick
Wer sich als Anfänger für eine Hühnerzucht interessiert, der sollte sich im Vorfeld mit einigen Grundlagen beschäftigen. Diese betreffen zum einen die rechtlichen Voraussetzungen für die Haltung und Aufzucht, einschließlich gesetzlicher Melde- und Impfpflichten. Zum anderen drehen sie sich um das Platzangebot, die Anforderungen an Umzäunung und Hühnerstall, die erforderliche Ausrüstung sowie die anfänglichen und laufenden Kosten.
Sind alle Rahmenbedingungen geklärt, steht die Entscheidung für eine Rasse an. Der angehende Hühnerzüchter benötigt dafür ein Grundwissen über die verschiedenen Arten und deren Eigenheiten. Dieses schließt auch Kenntnisse über das richtige Futter, häufig auftretende Krankheiten und Vorsorgemaßnahmen für die Erhaltung der Tiergesundheit ein. Ist der Grundstock für den geplanten Bestand angeschafft, beginnt der aufregende Abschnitt der Aufzucht.
Hühnerzucht für Anfänger: Rechtliches rund um Haltung und Aufzucht
Da es sich bei Hühnern um Kleintiere handelt, ist ihre Haltung und Aufzucht im eigenen Garten in Deutschland grundsätzlich auch in Wohngebieten erlaubt. Über etwaige Einschränkungen in Kleingärten informieren die jeweiligen Gemeinden.
- Die private Haltung von bis zu 20 Hühnern gestaltet sich im Garten juristisch meist unproblematisch.
- Nach § 14 Tiergesundheitsgesetz (TierGesG) müssen Hühner bereits ab dem ersten Tier bei der Tierseuchenkasse angemeldet werden. Je nach Bundesland ist die Anmeldung beitragsfrei oder mit geringen Kosten im Centbereich pro Tier verbunden.
- Bei der Errichtung eines Hühnerstalls unterliegt der Halter hinsichtlich Größe und Abstand zum Nachbargrundstück dem örtlichen Baurecht.
- Die „Verordnung zum Schutz gegen die Geflügelpest“ regelt in Deutschland die Impfpflicht, die für gewerbliche wie private Hühnerhalter gilt. Sie schreibt die Impfung gegen die Newcastle-Krankheit sowie das Führen eines entsprechenden Impfnachweises vor.
- Gemäß „Tierhalter-Arzneimittel-Nachweisverordnung“ ist jeder Tierhalter verpflichtet, einen Nachweis über Erwerb und Anwendung apothekenpflichtiger Arzneimittel zu führen.
Ist der Hühnerbestand von der Newcastle- oder der Marek‘schen Krankheit befallen, besteht für den Halter zudem eine gesetzliche Meldepflicht.
Hühnerzucht für Anfänger: Die artgerechte Haltung und Aufzucht
Ob als Haustiere, Eierlieferanten, für Ausstellungen oder eine Zucht: Wenn Hühner gehalten werden, benötigen sie Auslauf im Freien sowie einen Stall als Rückzugsort und zum Schlafen. Weitere Eckpfeiler einer artgerechten Haltung und Aufzucht bilden hochwertiges Futter, Maßnahmen für die Tiergesundheit und eine gute Stallhygiene. Hühner fühlen sich als soziale Tiere in Gruppen wohl, weshalb ein Bestand mindestens zwei Tiere umfassen sollte. Bei der Haltung von Hühnern im Garten hängt die optimale Anzahl vom Zweck der Anschaffung und vom Platzangebot ab.
Hühnerzucht für Anfänger: Platzbedarf für den Auslauf und im Stall
Für den Auslauf sollte ein Halter fünf bis zehn Quadratmeter pro Huhn einplanen; als Faustregel für den Platzbedarf im Stall stellt ein Quadratmeter das Mindestmaß für drei Tiere dar. Denn diese schlafen nachts auf erhöhten Sitzstangen und halten sich tagsüber vorwiegend draußen auf. Dazu kommt der Platz für Ausrüstung wie eine Futterstelle, eine Tränke und ein Sandbad. Die Legenester werden ebenfalls im Hühnerstall untergebracht.
Hühnerzucht für Anfänger: Die Wahl der geeigneten Rasse
Sind alle Voraussetzungen erfüllt und Stall sowie Freilaufbereich für den Einzug bereit, ist die Auswahl der richtigen Rasse für die spätere Aufzucht entscheidend. Im „Europäischen Rassegeflügelstandard“ sind rund 180 europäische Hühnerrassen verzeichnet, die sich unter anderem hinsichtlich Erscheinungsbildes und Größe, Fleisch- und Legeleistung, Bruttrieb, Klimaverträglichkeit und Temperament unterscheiden. Anfänger der Hühnerzucht sollten ihr Augenmerk auf Rassen mit einer unkomplizierten Haltung legen. Zu diesen zählen beispielsweise Sussex, Plymouth Rocks, Araucana, New Hampshire und Orpington.
Hühnerzucht für Anfänger: Brut und Aufzucht
Für eine Hühnerzucht benötigen Anfänger mindestens einen Zuchtstamm, der aus vier bis fünf Hennen und einem Hahn besteht. Züchter bieten zudem Bruteier und Eintagsküken an. Das Augenmerk sollte auf gesunden, robusten Elterntieren liegen; bei Hennen sind zudem das Legeverhalten und der Bruttrieb entscheidend. Bei der Aufzucht unterscheidet man zwischen Natur- und Kunstbrut.
- Bei der Naturbrut handelt es sich um eine natürliche Aufzucht der Küken mit einer Glucke.
- Diese umsorgt den Nachwuchs acht Wochen lang: Sie spendet Wärme, schützt vor Gefahren und zeigt dem Küken die richtige Nahrung.
- Der Hühnerhalter stellt dafür die Rahmenbedingungen in Form eines trockenen, sauberen Stalls sowie ausreichende Auslaufmöglichkeiten, hochwertiges Futter und frisches Wasser bereit.
- Hühnerrassen mit einer guten Legeleistung weisen nicht zwangsläufig ein ausgeprägtes Brutverhalten auf. Die Lösung stellt eine Ammenhaltung dar, bei der Hühner fremde Eier wie ihre eigenen annehmen. Als gute Brüterinnen gelten zum Beispiel die Hennen der Rassen Orpington, Dorking, Cochin, Australorps und der Seidenhühner.
Von Kunstbrut spricht man bei einer Aufzucht im Brutkasten. Diese gestaltet sich aufwendig, da der Hühnerzüchter die Aufgaben der Glucke übernimmt. Sie ist daher für Anfänger nicht geeignet.
Hühnerzucht für Anfänger: Das richtige Futter für die Aufzucht
Bereits vor der Brut spielt das Futter für Hahn und Henne eine wichtige Rolle. Für die Spermienproduktion des Hahns sollte das Kalzium-Phosphor-Verhältnis nicht mehr als 2:1 betragen. Zudem wirkt sich eine ausgewogene Mineralstoffversorgung mit Magnesium, Eisen und Magnesium positiv auf die Befruchtungsrate aus.
Kurz vor und während der Brutphase sollte die Eiweiß-Fütterung reduziert werden. Denn ein Überschuss an Eiweiß mindert zum einen den Bruttrieb und kann zum anderen für das Küken tödlich sein. Auch auf Grünfutter sollte in dieser Phase verzichtet werden, da es zu Durchfall, einer Verschmutzung der Eier und einem Absterben der Embryonen durch Sauerstoffmangel führen kann. Das ideale Futter für Glucken in dieser Phase stellen mit Mineralien versetzte Körner dar.
Nach dem Schlupf fördert ein eiweißreiches Kükenaufzuchtfutter das Gedeihen des Nachwuchses. Die ideale Ergänzung stellt die Verdauung anregendes Grünfutter wie Löwenzahn, Schafgarbe und Brennnessel dar. Diese Kombination stärkt auch die Henne, die während der Brutzeit einiges an Gewicht verloren hat.
Hühnerzucht für Anfänger: Größe und Ausstattung der Legenester
Bei einem Legenest handelt es sich um einen Kasten aus Holz oder Kunststoff, der mit einem Dach versehen ist. Er dient etwa drei Hühnern als geschützter Bereich für die Eiablage. Planen Hühnerhalter die Aufzucht von Jungtieren, sind hingegen Einzelnester ideal. Deren Abmessungen orientieren sich an der Größe der jeweiligen Hühnerrasse und betragen im Durchschnitt in Breite und Länge je 30 Zentimeter.
Zwerghühner kommen mit kleineren Nestern aus, große Rassen benötigen entsprechend mehr Platz. Eine Nesthöhe von 40 Zentimetern ist auch für große Tiere ausreichend. Als Ein- und Ausgang dient eine Öffnung, durch die die Henne auch ihre Umgebung im Blick behält. Legenester gibt es als Ausführungen zum Aufstellen, die in einer ruhigen Ecke im Stall gut untergebracht sind.
Ist der Platz im Hühnerstall knapp bemessen, bieten sich Varianten zum Aufhängen an, die auch mit Sitzstangen ausgestattet sind. Diese Nester erreichen Hühner über eine Leiter. Im Inneren eines Legenests sorgt eine weiche, saubere Einstreu aus Holzspänen, Stroh und/oder Heu für Hygiene, Wohlbefinden und den Schutz des Eis. In diesem Zusammenhang gut zu wissen: Rassehühner legen mehrere Jahre lang im Durchschnitt 180 bis 220 Eier jährlich.
Hühnerzucht für Anfänger: Eine Übersicht über Ausrüstung und Kosten
Für eine Hühnerzucht fallen zunächst Anschaffungskosten für die Ausrüstung und den Tierbestand an. Ein Hühnerstall kostet zwischen 400 und 1.000 Euro, dazu kommt der Aufwand für Futter- und Trinkbehälter und eine Umzäunung des Auslaufs. Der Preis eines Rassehuhns bewegt sich zwischen 15 und 70 Euro. Bei einem Bestand von vier Hühnern ergibt sich daraus beim Kauf von Qualitätsprodukten ein Durchschnittswert von 1.450 Euro. Die laufenden Kosten schließen die Anmeldung, das Futter, die Einstreu sowie Impfungen und weitere Gesundheitsvorsorge ein. Sie betragen bei vier Hühnern rund 500 Euro pro Jahr.