Hunde-Zucht: Alle Infos zu Rassen, Kosten und Anforderungen

Die Zucht von Hunden hat unterschiedliche Rassen hervorgebracht, die sich im Aussehen und Charakter unterscheiden. Hundezucht ist eine anspruchsvolle Aufgabe.
Berlin – Illegale Welpentransporte, Wühltischwelpen und Qualzuchten haben die Zucht mit Hunden in Verruf gebracht. Dabei ist verantwortungsvolle Hundezucht in einem seriösen Verband eine anspruchsvolle Aufgabe, die sehr viel Wissen und Einsatz des Züchters erfordert.
Hunde-Zucht: Diese Rassen gibt es
Am Anfang war der Haushund. Der wurde unter bestimmten Gesichtspunkten weiter selektiert, zum Beispiel, um einen Helfer beim Vieh oder auf der Jagd zu haben. So haben sich unterschiedliche Hunderassen gebildet, die sich voneinander in Größe und Statur, in der Fellbeschaffenheit und vor allem im Charakter unterscheiden. Eine Rasse liegt immer dann vor, wenn es eine Gruppe von Haushunden gibt, die bestimmte gleiche Merkmale haben und sich deutlich von anderen Tieren derselben Spezies unterscheiden. Auf den ersten Blick ist dies der Phänotyp, also das Erscheinungsbild: Ein Dackel sieht vollkommen anders aus als eine Deutsche Dogge, ein Deutscher Schäferhund hat nur wenig mit einem Chihuahua gemein. Ebenso entscheidend ist das Wesen: Windhunde jagen durch die Wüste und sind selbstständiges Jagen gewöhnt, ein Golden Retriever holt die Beute aus dem Wasser und arbeitet eng mit seinem Hundeführer zusammen. All diese Eigenschaften werden durch gezielte Zucht geformt und sind vererbbar. In der Regel wird eine Hunderasse von einem Zuchtverband als Rasse definiert und sein Standard festgelegt. Neuzüchtungen wie der Kromfohrländer gehen oftmals auf Einzelpersonen zurück.
Insgesamt soll es über 800 Hunderassen geben. 354 sind vom größten kynologischen Verband, der Fédération Cynologique Internationale (FCI) als Rasse anerkannt (Stand: Juli 2021).
Beliebteste Rassen in Deutschland
Die Welpenstatistik des VDH gibt Aufschluss darüber, welche Rassen in Deutschland besonders beliebt sind. Erfasst werden die gemeldeten Welpen pro Jahr. Dies sind die fünfzehn beliebtesten Rassen (2020):
- 1 Deutscher Schäferhund, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 10.003
- 2 Teckel/Dackel, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 6.660
- 3 Deutsch Drahthaar, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 3.287
- 4 Labrador Retriever, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 3.046
- 5 Pudel, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 2.267
- 6 Golden Retriever, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 2.121
- 7 Deutscher Boxer, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 1.565
- 8 Rottweiler, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 1.456
- 9 Border Collie, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 1.283
- 10 Deutsch Kurzhaar, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 1.235
- 11 Kleiner Münsterländer, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 1.223
- 12 Dalmatiner, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 1.102
- 13 Rhodesian Ridgeback, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 1.015
- 14 Cavalier King Charles Spaniel, Anzahl Welpen im Jahr 2020: 996
- 15 Collie (Langhaar), Anzahl Welpen im Jahr 2020: 983
Hunde-Zucht: Geltende Vorschriften
Wer gewerbsmäßig Hunde in Deutschland züchten will, braucht nach § 11 des Tierschutzgesetzes die Genehmigung durch das Veterinäramt. Eine solche gewerbsmäßige Hundezucht liegt in der Regel vor, wenn:
- drei oder mehr fortpflanzungsfähige Hündinnen gehalten werden oder mehr als drei Würfe pro Jahr fallen
- per Anzeigenschaltung der Hunde- oder Welpenverkauf beworben wird
- planmäßig gezüchtet wird
- dauerhaft Welpen angeboten werden
Auch ein privater, das heißt nicht gewerbsmäßiger Züchter, muss gesetzliche Vorgaben erfüllen, die in der Tierschutz-Hundeverordnung festgeschrieben sind. Diese regelt zum Beispiel die Zwingergröße. So muss einem Hund mit einer Widerristhöhe bis 50 Zentimetern eine Bodenfläche von mindestens sechs, von 50 bis 65 Zentimetern acht und darüber mindestens zehn Quadratmetern zur Verfügung stehen.
Noch 2021 soll eine neue Tierschutz-Hundeverordnung in Kraft treten, die weitgehende Verbesserungen für das Wohl der Hunde definiert. Die neue Verordnung sieht folgende Änderungen vor, die für Züchter relevant sind:
- Festlegung von Anforderungen an die Gruppenhaltung von Hunden
- eine Absenkung des Betreuungsschlüssels in der gewerbsmäßigen Hundezucht
- Konkretisierung der Anforderungen an die Wurfkiste und an den Welpenauslauf
- spezielle Regelungen für Herdenschutzhunde
- Verbot der Anbindehaltung von Hunden
- weitere Konkretisierung geltender Anforderungen an die Hundehaltung, um unzureichende Haltungsbedingungen zu vermeiden
- ein Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen
Hunde-Zucht: Verbände
Die Fédération Cynologique Internationale wurde am 22. Mai 1911 gegründet und ist heute die größte Weltorganisation der Kynologie. Sie hat ihren Sitz in Belgien. In ihr sind heute 99 Vertragspartner- und Mitgliedsländer organisiert. Die FCI hat 354 verschiedene Rassen anerkannt. Für jede dieser Rassen existiert ein definierter Rassestandard. Die anerkannten Hunderassen sind in zehn Gruppen eingeteilt:
- Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
- Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer/Molosser/Schweizer Sennenhunde
- Gruppe 3: Terrier
- Gruppe 4: Dachshunde
- Gruppe 5: Spitze und Hunde vom Urtyp
- Gruppe 6: Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
- Gruppe 7: Vorstehhunde
- Gruppe 8: Apportierhunde/Stöberhunde/Wasserhunde
- Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde
- Gruppe 10: Windhunde
Neben der FCI haben sich im englischsprachigen Gebiet weitere Hundezuchtverbände etabliert, die eigenständig sind und eine abweichende Systematik der Hunderassen pflegen. Dies sind der Britische Kennel Club, der American Kennel Club und der Canadian Kennel Club. Die vier Verbände haben weitgehende Kooperationsabkommen geschlossen und erkennen ihre Registrierungen gegenseitig an.
Der VDH – größter Verband in Deutschland
In Deutschland ist der VDH, der Verband für das Deutsche Hundewesen, die größte Interessensgemeinschaft für Hundezucht und Partner der FCI. In den Zuchtvereinen, die im VDH organisiert sind, werden über 250 verschiedene Rassen betreut. Der VDH hat 180 Mitgliedsvereine, darunter
- 15 VDH-Landesverbände
- 163 Rassehunde-Zuchtvereine für eine oder mehrere Rassen
- Deutscher Hundesportverband (dhv) und Deutscher Verband der Gebrauchshundsportvereine (DVG), die sich mit Hundeausbildung und -sport beschäftigen
Der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) ist als außerordentliches Mitglied im VDH vertreten.
In Österreich ist der Österreichische Kynologenverband (ÖKV), in der Schweiz und Liechtenstein die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG) Mitglied in der FCI.
Neben dem VDH gibt es in Deutschland zahlreiche Rassehundvereine, die nicht dem VDH und damit der FCI, sondern anderen Verbänden angeschlossen sind.
Hunde-Zucht: Anforderungen
Bevor ein Hund eine Zulassung zur Zucht erhält, muss er bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu wird bei einer Überprüfung der Hund komplett unter die Lupe genommen. Zum einen werden das äußere Erscheinungsbild, die Bewegungsabläufe und die Gesundheitsdaten beurteilt. Da nur mit wesensfesten Hunden gezüchtet werden soll, spielt die Begutachtung des Verhaltens ebenfalls eine große Rolle. Diese Verhaltensbeurteilung kann im VDH zum einen innerhalb der Zuchtzulassungsprüfung, zum anderen durch eine Leistungsüberprüfung wie Vielseitigkeitsprüfungen bei Gebrauchshunden, jagdliche Prüfungen bei Jagdhunden, Hüteprüfungen bei Hütehunden nachgewiesen werden.
Mit einem Hund mit Zuchtzulassung ist es aber nicht getan – wer in einem Verband züchten will, muss weitere Anforderungen erfüllen. Folgendes muss der Züchter beachten:
- Das Alter der Zuchttiere (nicht zu jung, ab einem bestimmten Alter dürfen Hündinnen nicht mehr belegt werden), sowie Häufigkeit der Würfe pro Hündin sind reglementiert.
- Die Eignung der Räumlichkeiten des Züchters ist festgeschrieben und wird vom Verband abgenommen.
- Die artgerechte Fütterung, die richtige Pflege, und ausreichender Auslauf der Tiere müssen sichergestellt sein.
- Sozialkontakte für die Hunde müssen ausreichend vorhanden sein.
- Die sachgemäße Versorgung der Zuchthündin und der Welpen wird überwacht.
- Die regelmäßige Untersuchung der Tiere durch den Tierarzt ist Voraussetzung.
- Rassespezifische Untersuchungen auf gewisse Erbkrankheiten sind je nach Zuchtverband vorgeschrieben.
- Die Durchführung von vorgeschriebenen Impfungen und Entwurmungen zählt ebenfalls zu den Bedingungen.
- Ein Sachkundenachweis ist zu erbringen, ebenso muss an Fort- und Weiterbildungen des Zuchtverbands teilgenommen werden.
Hunde-Zucht: Kosten
Bis ein Welpe den Besitzer wechselt, hat der Züchter eine Vielzahl von Aufwendungen zu tätigen. Eine seriöse Zucht ist daher mit immensen Kosten verbunden. Unter anderem fallen folgende Ausgaben an:
- Anschaffung der zukünftigen Zuchthündin
- Mitgliedschaft im Zuchtverband
- Eintragung Züchtertafel
- Zulassung der Zuchtstätte
- Aufwendungen für Futter, Tierarzt, Pflegemittel, Hundeschule, Versicherung bis zur Zuchttauglichkeit
- Ausstellungen
- Gesundheitsuntersuchungen für die Zuchttauglichkeit
- Begutachtung der Zuchttauglichkeit
- medizinische Voruntersuchungen der Hündin vor dem Deckakt
- eigentlicher Deckakt, inklusive Anfahrt zum Deckrüden
- Futterzusätze/Spezialnahrung während der Trächtigkeit
- veterinärmedizinische Untersuchungen während der Trächtigkeit
- Spezialnahrung für die säugende Hündin
- Welpennahrung
- Wurfkiste/Zubehör/Welpenauslauf
- Tierarzt für die Welpen: Untersuchungen auf bestimmte Erbkrankheiten, Entwurmung, Impfung, Setzen des Registerchips
- Wurfabnahme durch den Zuchtverband und Kosten für die Ahnentafeln.
Weitere Kosten fallen an, wenn es Schwierigkeiten bei der Geburt gibt oder Mutterhündin und Welpen erkranken. Dazu kommt ein erheblicher Zeitaufwand durch die Überwachung der Geburt und Betreuung des Wurfs. Außerdem muss der Züchter im Vorfeld geeignete Deckrüden recherchieren und auch passende Käufer für die Welpen finden.