Hundesprache-Lexikon: Wie Sie Körpersignale richtig deuten und reagieren

Die Hundesprache erfolgt über den Körper und über Laute. Hundehalter sollten eine Art Lexikon im Kopf haben, um ihre Hunde richtig zu deuten.
Kiel – Hier arbeitet die deutsche Hundeverhaltenswissenschaftlerin Dorit Urd Feddersen-Petersen. Sie gilt als Fachfrau der Hundepsychologie und trägt mit ihrer Forschung viel zum Verstehen der Vierbeiner bei.
Hundesprache-Lexikon: Den Hund verstehen und deuten
Die Hundesprache ist umfangreich und vielfältig. Bei Hunden handelt es sich um Rudeltiere, die auf verschiedenen Ebenen mit ihren Artgenossen und den Menschen kommunizieren. Dazu gehören Laute, Düfte und die Körpersprache. Meist drücken sich die Vierbeiner über mehrere Hundesignale gleichzeitig aus, damit die Botschaft verständlich ist. Für Hundehalter ist es wichtig, das Verhalten des Vierbeiners deuten und verstehen zu können. Nur dann gelingen die Erziehung und ein harmonisches Zusammenleben. Ansonsten kommt es schnell zu Missverständnissen und das wiederum führt unter Umständen sogar zu aggressivem Verhalten des Hundes. Jeder Hundebesitzer sollte also für sich über eine Art Lexikon der Hundesprache verfügen. Dann kann er auf die Bedürfnisse des Hundes eingehen und entsprechend handeln.
Hundesprache-Lexikon: Die Körpersignale
Wie bei allen Tieren spielen beim Hund die Körpersignale eine große Rolle. Die wichtigsten Signalgeber sind Augen, Mimik, Ohren, Schwanz und Fell. Sind die Ohren aufgestellt, bedeutet das in Hundesprache, dass er aufmerksam oder spielfreudig ist. Sie sind auf den Interaktionspartner gerichtet und auch der Blick liegt offen auf dem Gegenüber. Sind die Ohren dagegen angelegt, ist er ängstlich oder misstrauisch. Oft ist dabei zusätzlich ein Zusammenziehen der Augenbrauen zu beobachten. Daneben drücken Hunde ihren Gemütszustand mit unterschiedlich starker Haarausrichtung aus. Stellen sie ihr Fell zur Bürste auf, sprich im Nackenbereich, auf dem Rücken und an der Schwanzwurzel, heißt das zum Beispiel, es stört sie etwas, sie haben Angst oder sind anderweitig beunruhigt. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass sie sich bedroht fühlen oder gar selber drohen. Ist das gesamte Fell gesträubt, zeigen sich die Hunde angriffsbereit. Hier ist dann Vorsicht geboten. Schließlich darf das Schwanzwedeln im Lexikon der Hundesprache nicht fehlen. Generell signalisiert Schwanzwedeln einen Erregungszustand. Dieser kann positiv oder negativ sein. Wedeln die Vierbeiner ausgelassen mit ihrer Rute, signalisieren sie Freude, Spaß oder Spielbereitschaft. Klemmt der Schwanz fest zwischen den Beinen, drücken sie Angst und Stress aus. Oft wird das von Hecheln begleitet oder einem Winseln.
Hundesprache-Lexikon: Das Bellen
Das Bellen ist die Stimme des Hundes. Helleres, hohes Bellen ist meistens freundlich und spielerisch gemeint. Tiefes Bellen drückt eher eine Warnung aus oder ist ein Zeichen, dass der Hund sich bedroht fühlt. Manchmal vermischt sich dieses tiefe Bellen mit einem Knurren. Das kann aber auch im Spiel vorkommen, dann verliert der Ton etwas von seiner Aggressivität. Ebenso ist es möglich, dass der Hund mit seinem Bellen lediglich Aufmerksamkeit erregen will. Oder er fordert seinen Menschen zu etwas auf, wie zum Gassigehen oder dazu, ihm Futter zu geben. Bellen kann sich in eine schlechte Angewohnheit wandeln, wenn Hundehalter immer auf den Willen ihres Tieres eingehen und ihm so vermitteln, dass er mit Bellen erreicht, was er möchte. Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Hund sich unterfordert fühlt. Aus Langeweile fällt ihm nichts anderes ein, als zu bellen. Oder er drückt durch sein Bellen eine Warnung aus. Ein winselndes oder jaulendes Bellen ist ein Hinweis darauf, dass der Hund Beachtung möchte, sich alleine gelassen fühlt oder vielleicht Schmerzen hat. Das Lexikon der Hundesprache ist jedoch immer individuell. Jeder Hund klingt anders und in der Regel lernen Hundebesitzer nach einiger Zeit, die Laute ihres Vierbeiners voneinander zu unterscheiden.
Hundesprache-Lexikon: Das Lecken
Das Lecken ist mit die erste soziale Interaktion, die ein Hund kennenlernt. Kurz nach der Geburt leckt die Mutter ihre Welpen ab, um eine Bindung aufzubauen und die Hundekinder zu säubern. Außerdem massiert sie so die Bäuche ihrer Babys nach einer Mahlzeit. Welpen imitieren dieses Verhalten und schlecken sich gegenseitig ab. Und nicht nur sich, sie lecken auch Menschen und Artgenossen ab. Häufig ist das in der Hundesprache ein Zeichen der Freude, eine nette Begrüßung oder einfach ein Ausdruck von Zuneigung. Daneben dient Hunden das Lecken der besseren Aufnahme von Gerüchen und Geschmacksmolekülen und so schlecken sie häufig interessant riechende Stellen ab, um sie genauer zu erkunden. Manchmal fordern sie auf die Art Streicheleinheiten ein. Und eine weitere Bedeutung des Schleckens ist die Demonstration von Unterwürfigkeit und Beschwichtigung, zum Beispiel, wenn ein Hund die Schnauze eines ranghöheren Rudelmitglieds ableckt. Dieses Verhalten lässt sich auch bei der Interaktion mit Menschen beobachten, etwa wenn der Hund Ärger bekommt. Manchmal leckt der Hund seinen Besitzer selbst dann ab, wenn die erhobene Stimme nicht ihm gilt, sondern gerade ein Streit zwischen seinem Besitzer und einem anderen Menschen stattfindet. Das Lexikon muss daher immer an die jeweilige Situation angepasst werden, um die richtige Bedeutung zu finden.
Hundesprache-Lexikon: Calming Signals
Die in der Hundesprache als Calming Signals bezeichneten Signale nutzen Hunde, um sich selber zu beruhigen oder um ein Gegenüber zu beschwichtigen. Sie wenden sie an, wenn sie irritiert oder verunsichert sind. Unter die Gesten und Bewegungen fallen:
- gähnen
- sich kratzen
- den Kopf senken oder zur Seite abwenden
- auf dem Boden schnüffeln
- urinieren
- langsamere Ausführung der Bewegungen
- Nase oder Maul lecken
- einen Bogen gehen
Da diese Signale allesamt Verhaltensweisen sind, die Hunde regelmäßig alltäglich ausführen, ist hier wieder der Kontext von Bedeutung. Befindet sich das Tier in einer Stresssituation oder hat es gerade etwas Verbotenes angestellt, handelt es sich wahrscheinlich um die Calming Signals.
Hundesprache-Lexikon: Dominanz und Unterwürfigkeit
Wenn Hunde sich unterwürfig zeigen wollen, machen sie dies, indem sie ihre Größe minimieren. Dazu gehen sie in die Hocke, ducken sich oder rollen sich auf den Rücken. So hoffen sie zudem, einen Konflikt zu vermeiden. Bei einer Dominanzdemonstration passiert genau das Gegenteil. Die Hunde richten und plustern sich auf. Sie lehnen sich nach vorne und richten ihren Blick genau frontal auf ihren Gegner. So drücken sie in Hundesprache aus, dass sie furchtlos und selbstsicher sind. Drohen sie zusätzlich ganz klar, geschieht dies durch ein Fletschen und das Verengen der Pupillen. Eine steil aufgerichtete Rute unterstreicht noch einmal ihren Zorn. Ein solches Verhalten gehört ins Hundelexikon, denn auch hier ist Vorsicht beim Einschreiten geboten.
Hundesprache-Lexikon: Lernmethoden
Gerade am Anfang, wenn es sich um den ersten Hund handelt, ist es oft schwierig, all diese Verhaltensweisen zu verstehen. Daher empfiehlt es sich, zum Beispiel in eine Hundeschule zu gehen oder Seminare zu besuchen, die das Grundlexikon der Hundesprache vermitteln. Zusätzlich ist es sinnvoll, den Hund beim Spielen mit anderen Hunden zu filmen, um das Video später genauer und in Ruhe analysieren zu können. Das ist oft sehr aufschlussreich. Die beste Methode besteht natürlich darin, viel Zeit mit dem Vierbeiner zu verbringen und ihn auch bewusst aufmerksam in verschiedenen Situationen zu beobachten. So verbindet sich das theoretisch erworbene Wissen mit der Praxis. Das ist sehr anschaulich und damit förderlich für den Lernprozess. Je mehr Erfahrung mit Hunden besteht, desto feiner wird das Gespür für die Tiere. Die Sinne schärfen sich für die verschiedenen Regungen und Laute der Vierbeiner.