Psychische Erkrankungen bei Hund und Katze: Depression, Angst- und Zwangsstörungen erkennen
Auch Hund und Katze leiden an psychischen Krankheiten wie Depressionen sowie Angst- und Zwangsstörungen. Das sollten Haustierhalter beachten.
Normalerweise sind es Tiere, die Menschen dabei helfen, besser mit psychischen Problemen klarzukommen. Studien zufolge unterstützen Hunde und Katzen ihre Halter bei Depressionen und geben ihnen neuen Lebensmut. Haustierhalter fühlen sich in der Regel weniger einsam, da sie immer auf die treue Unterstützung ihrer Vierbeiner setzen können. Doch was ist, wenn die Tiere selbst psychisch erkranken? Leider machen Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen und Co. auch nicht vor unseren liebsten Gefährten Halt. Wenn Ihr Tier anfängt, krankhafte Verhaltensmuster zu entwickeln, sollten Sie alarmiert sein und einen Tierarzt beziehungsweise einen speziellen Therapeuten aufsuchen.
Wie kommt es zu einer psychischen Erkrankung bei Hund und Katze?

Genau wie Menschen haben Tiere Emotionen und bestimmte Verhaltensmuster, die durch Stress und Traumata beeinflusst werden. Misshandlungen, Unfälle, Krankheiten und eine nicht artgerechte Handlung können die Psyche von Hunden und Katzen schwer belasten. Auch ein Aufenthalt im Tierheim gehört zu den psychischen Risikofaktoren, ebenso wie eine Trennung vom Halter. Ähnlich wie ihre Besitzer trauern Hunde und Katzen außerdem, wenn eine Bezugsperson oder ein anderes im Haushalt lebendes Tier gestorben ist. Tiere sind also sehr sensibel, was ihr Umfeld betrifft. Zu viel Lärm, ein Umzug sowie eine reizarme Umgebung und zu viel Alleinsein können sich negativ auf die Psyche von Bello und Co. auswirken. Ebenso wie Menschen brauchen sie ein Umfeld, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen. Ist das nicht der Fall, entwickeln Tiere häufig psychische Krankheiten.
Symptome schnell erkennen
Doch woran erkennt man eigentlich, dass es dem geliebten Vierbeiner seelisch nicht gut geht? Fachtierärztin Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa weiß Rat. „Häufige Symptome sind anhaltende Stressanzeichen, Angstsymptome oder aggressives Verhalten. In anderen Fällen können abnormal repetitiv auftretende Verhaltensweisen, wie zum Beispiel zwanghaftes Schattenjagen oder Pfotenlecken, auf das Vorliegen einer psychischen Erkrankung hindeuten“, zählt sie gegenüber RND auf. Weitere Anzeichen können „destruktives oder depressives Verhalten, plötzlich deutliche Verhaltensänderungen oder Orientierungslosigkeit“ sein. Auch Appetitlosigkeit, Lustlosigkeit und Trägheit können auf psychische Erkrankungen hindeuten. Die Indizien gibt es also in mannigfaltiger Form. Haustierbesitzer sind daher dazu angehalten, das Verhalten ihrer Fellnasen aufmerksam zu beobachten, um eventuelle Störungen möglichst früh zu erkennen.
Unterschiede bei Hund und Katze
Je nach Rasse sind Hunde und Katzen stärker für gewisse Zwangsstörungen anfällig. Labrador Retrievers neigen beispielsweise zu einer akralen Leckdermatitis, bei der sie bis zum Wundwerden an einer Körperstelle lecken und knabbern. Ein krankhaftes Schwanzjagen kann dagegen vor allem bei Deutschen Schäferhunden, Bullterriern und Australian Cattle Dogs auftreten, während Hütehunde Lichtreflexen und Schatten nachjagen. Dobermänner und Dackel wiederum nagen oder saugen an ihrer Flanke, womit sie sich selbst verletzen.
Auch Katzen entwickeln häufig einen Putz- und Leckzwang, wenn sie sich gestresst fühlen. Bei Hauskatzen kann außerdem Unsauberkeit zu einem großen Problem werden. Wenn Harn und Kot außerhalb der Katzentoilette abgesetzt werden, nutzen Bestrafungen aber nichts. Vielmehr sollten Besitzer auf die Bedürfnisse ihrer Stubentiger eingehen, die oft einfach mehr Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten brauchen. Bei Burma- und Siamkatzen kann sich das sogenannte Pica-Syndrom entwickeln, bei der die Tiere unverdauliche Objekte wie Wolle oder Plastik fressen. Diese Verhaltensstörung kann sogar lebensbedrohlich sein, da sich ein Darmverschluss entwickeln kann.
Langfristig erfolgreiche Therapie von Verhaltensstörungen
Besonders qualifiziert zur Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Hund und Katze sind Fachtierärzte für Tierverhalten. Die Therapie wird dabei an die entsprechende Krankheit und Symptome angepasst. Bei Angststörungen wird laut Dr. Thiesen-Moussa „viel mithilfe von systematischer Desensibilisierung und Gegenkonditionierung oder dem Training eines Alternativverhaltens therapiert“. Begleitend werden Entspannungsmethoden eingesetzt, Medikamente dagegen weniger. Anders sieht es dagegen bei Zwangsstörungen aus, bei der Arzneimittel fast immer zum Einsatz kommen. „Aber auch hier werden viele Maßnahmen zur Verhaltensmodifikation und aus dem Bereich des Managements eingesetzt“, fügt die Fachtierärztin hinzu.
Wichtig ist in jedem Fall, dass die Therapie zu Ende geführt wird und nicht bereits frühzeitig abgebrochen wird. Ansonsten riskieren Halter, ihren Vierbeinern langfristig mehr Schaden zuzufügen. Die Kosten für ein einstündiges Erstgespräch liegen in der Regel zwischen 120 und 150 Euro.