Fressbremse bei Pferden – Wann sie hilft und wann sie schadet
Die Futteraufnahme mit einer Fressbremse zu reduzieren, kann zum Beispiel bei Übergewicht sinnvoll sein. Damit dies aber nicht zur Gefahr wird, ist einiges zu beachten.
München – In Pferdeställen kommen Fressbremsen immer häufiger zum Einsatz. Oft, weil die betroffenen Pferde zu dick sind oder gesundheitliche Probleme haben. Manche Besitzer sehen in der Fressbremse sogar oft die letzte Chance, ihrem Pferd überhaupt noch Weidegang zu ermöglichen. Doch damit das Hilfstool auch wirklich hilft und nicht schadet, sollten einige Dinge beachtet werden.
Fressbremse bei Pferden – Wann sie hilft und wann sie schadet
Dass Fressbremsen die Futteraufnahme effektiv reduzieren, konnten Studien bereits nachweisen. Während eine neuere Studie eine reduzierte Aufnahme um 30 Prozent herausgefunden hat, berichteten ältere Studien sogar von einer Reduktion um bis zu 80 Prozent. Durch die schmalen Schlitze des Maulstücks kann das Pferdefutter langsamer und in geringeren Mengen aufgenommen werden.
Vor allem bei älteren Pferden, die nicht mehr viel bewegt werden können, aber auch bei Pferden mit Stoffwechselkrankheiten und Übergewicht kann der Einsatz einer Fressbremse sinnvoll sein. Allerdings sollte der Einsatz nur für eine begrenzte Zeit erfolgen und nicht länger als fünf bis sechs Stunden am Stück betragen. Im besten Fall aber wird das Pferd mehr bewegt und gearbeitet, um Gewicht zu reduzieren und um Erkrankungen wie Hufrehe oder Equines Metabolisches Syndrom vorzubeugen.

Fressbremse bei Pferden – nützlicher Helfer mit Tücken
Fressbremsen sind zwar nützliche Helfer bei der Gewichtsreduktion, doch haben sie auch ihre Tücken. Auf folgende Details sollte besonders geachtet werden.
- Gruppenhaltung und Sozialverhalten: Wird das Pferd in einer Gruppe gehalten, sollte beachtet werden, dass die Fressbremse eine für die Kommunikation untereinander wichtige Gesichtspartie verdeckt. Womöglich kann es dadurch zu mehr Unruhe kommen. Drohgebärden mit Maul und Nüstern reichen oft nicht mehr aus, weswegen Pferde mit einer Fressbremse schneller austreten, um sich zu verteidigen. Doch auch arttypisches Verhalten wie die gegenseitige Fellpflege ist mit einer Fressbremse nicht mehr möglich.
- Frustfaktor: Der Frustfaktor eines Pferdes, wenn es nicht mehr so fressen kann wie es möchte, sollte nicht unterschätzt werden. Dabei ist zu beachten, dass vor allem zu kurzes oder zu langes Gras nur sehr schwer durch die Fressbremse aufgenommen werden kann.
- Passform und Sicherheit: Zwischen dem oberen Rand des Maulkorbes und der Pferdenase sollten zwei Finger Platz haben. Der Abstand zwischen Pferdemaul und Boden des Maulkorbes sollte ca. 2,5 cm betragen und der Korb sollte so groß sein, dass das Pferd das Maul ausreichend öffnen kann. Scheuerstellen am Maulkorb oder den seitlichen Riemen sind jedoch keine Seltenheit. Kontrollieren Sie deshalb regelmäßig den Sitz der Fressbremse. Zur Sicherheit sollten die Riemen eine Sollbruchstelle haben, damit das Pferd, wenn es hängen bleibt, schnell befreit ist.
- Sauberkeit: Nach einigen Stunden Grasen, kann sich eine Menge Dreck in den Schlitzen des Maulkorbes sammeln. Oft kann das zu einem völligen Fressstopp führen und auch die Wasseraufnahme erschweren. Kontrollieren und reinigen Sie deshalb täglich die Fressbremse. Im Idealfall kontrollieren Sie mehrmals täglich, ob sich eventuell Stöckchen oder andere Gegenstände, die zur Gefahr werden könnten, in der Fressbremse verfangen haben und ob das Pferd auch wirklich trinkt. Vorsicht auch bei Hitze, bei manchen Modellen zirkuliert die Luft nicht gut, sodass es zu einem Hitzestau an den Nüstern kommen kann.
- Zahngesundheit: Weil Pferde mit ihren Zähnen stets an den Korb der Fressbremse kommen, kann es zu einem vermehrten Zahnschmelzabrieb oder auch zu Zahnfleischwunden kommen. Lassen Sie im Idealfall die Zähne regelmäßig von einem Tierarzt kontrollieren.
Fressbremse bei Pferden – schrittweise daran gewöhnen
Bevor die Fressbremse allerdings überhaupt zum Einsatz kommt, sollte das Pferd schrittweise daran gewöhnt werden. Wie das am besten gelingt, hat das „National Equine Welfare Council“ in einem Leitfaden festgehalten. Darin wird empfohlen, die Gewöhnung in kleinen Schritten zu machen und mit positiven Erfahrungen zu verknüpfen. Wie schnell sich das Tier jedoch an die Fressbremse gewöhnt, ist individuell und hängt vom Pferd selbst und seinen bisherigen Erfahrungen mit neuen Situationen ab. Sollte Stress oder Angst entstehen, gehen Sie wieder einen Schritt zurück. Wiederholen Sie die Phasen der Gewöhnung so lange, bis das Pferd die Fressbremse stressfrei annimmt. Um den Vierbeinern einen stressfreien Weidegang im Sommer zu ermöglichen ist es auch wichtig, die Pferde vor Insekten zu schützen, wobei Decken und Sprays nicht ausreichen.