Pferdehaltung: Studie zeigt, freie Wildbahn stresst mehr als Boxenhaltung
Für manch einen gehören Pferde in die Freiheit und nicht in eine Box. Dass es Wildpferden aber nicht unbedingt besser geht, beweist eine Studie.
Pferde artgerecht zu halten, hat in den vergangenen Jahren einen immer höheren Stellenwert bekommen. Die Haltungsformen sind dabei so vielfältig, wie noch nie zuvor. Aus dem Pool an Möglichkeiten können Pferdebesitzer frei wählen, was für ihr Pferd die beste Variante ist. Doch für viele scheint die pure Freiheit der Pferde immer noch die beste Lösung zu sein. Eine Studie jedoch beweist das Gegenteil: Wildpferde leben unter chronischem Stress.
Pferdehaltung: Studie zeigt, freie Wildbahn stresst mehr als Boxenhaltung

Zu der Erkenntnis, dass Wildpferde weit mehr unter Stress leiden, ist ein Forscherteam aus Italien gekommen. In ihrer Studie hat das Team drei verschiedene Haltungsarten miteinander verglichen. Und zwar die reine Boxenhaltung, die Boxenhaltung mit täglichem Auslauf und eine frei lebende Herde. Um das Stresslevel herauszufinden, haben die Forscher den Cortisolspiegel untersucht. Cortisol ist ein Stresshormon bei Pferden und auch bei Menschen. Um den Cortisolspiegel herauszufinden, haben die Forscher allerdings nicht das Blut untersucht, sondern eine Haarprobe entnommen. Wie Forscher herausgefunden haben, bedeutet nicht jedes Wiehern von Pferden Angst.
Aus den Haarproben lässt sich erkennen, ob Pferde chronisch unter Stress leiden. Haare seien wie ein Stress-Gedächtnis, da sich Cortisol in ihnen ablagert, so die Forscher. Insgesamt untersuchten sie 47 klinisch gesunde Pferde, 18 Stuten und 29 Wallache beziehungsweise Hengste. Die Pferde waren alle in einem Alter zwischen fünf und 15 Jahre.
Pferdehaltung: Wildpferde haben Angst vor natürlichen Feinden
Das Ergebnis der Studie verblüfft. Die frei laufenden Tiere zeigten viel höhere Cortisolspiegel als die Versuchsgruppe mit den Boxenpferden, die täglich Zugang zur Koppel hatten und am Boden gearbeitet wurden. Der Cortisolspiegel der Wildpferde war sogar höher, als der von Pferden, die täglich im Polizeieinsatz unterwegs waren. Im Einsatz sind auch britische Polizeipferde, die die Straßen sichern. Damit sei die Annahme, dass frei lebende Pferde ein höheres Maß an Wohlbefinden haben, revidiert. Denn Wildpferde, wie diese im Versuch, sind mehreren Stressfaktoren ausgesetzt.
„Die höheren Cortisolspiegel könnten auf die Angst zurückzuführen sein, nachts gefressen zu werden“, erklären die Forscher. „Das Gebiet, in dem die Studie durchgeführt wurde, ist bergig und das ganze Jahr über auch von Wölfen und Bären bewohnt.“ Damit zeigt die Studie eindeutig: Wildpferde können stärkerem Stress als Boxenpferde ausgesetzt sein. Auch zeigt sie auf, wie ein guter menschlicher Umgang mit Pferden den Cortisolspiegel senken kann. Angst vor Lärm hat laut einer Studie sogar jedes fünfte Pferd.