Pferde: Alle Infos zum beliebtesten Reittier – Rassen, Pflege, Kosten

Pferde faszinieren nicht nur kleine Mädchen. Das gemeinsame Miteinander von Mensch und Tier erstreckt sich von einfacher Haltung über Freizeitreiterei bis hin zur Turnierteilnahme oder beruflichen Einsatz.
Oberzent – Der alljährliche Beerfelder Pferdemarkt im hessischen Süden bietet mit abwechslungsreichem Programm, Reitturnier und Tierzuchtschau eine hervorragende Möglichkeit, Infos rund um Pferde zu sammeln und eventuell sogar das eigene Reittier zu kaufen. Bereits die Anschaffung stellt für viele eine finanzielle Hürde dar. Aber auch die Kosten für Unterbringung und Unterhalt sollten berücksichtigt werden. Eine gute Planung und Beratung im Vorfeld zeigt auf, was auf Pferde-Fans über die Jahre zukommt.
Reittier Pferd: Rasse, Klasse und endgültige Wahl
Das Verzeichnis der Rassen zählt bei Pferden nicht weniger als über 200 unterschiedliche Züchtungen. Und da nicht jedes Tier einer perfekt dokumentierten Zuchtlinie entspringt, tummeln sich zusätzlich zahlreiche Kreuzungen auf den Wiesen und Koppeln. Das macht die Wahl des künftigen Reittiers für Neulinge nicht unbedingt leichter. Denn neben Anschaffungskosten und Optik entscheiden die Gene über den Kauf. Dass ein vollblütiger Araberhengst nicht das geeignete Anfänger-Pferd ist, dürfte jedem klar sein. Dass ein Kaltblüter mit Stockmaß von über 1,80 Meter nicht zu einem Kind passt, ebenso. Es gibt jedoch einige hilfreiche Empfehlungen, die als erste Richtschnur dienen.
Grundsätzlich sollte wenigstens einer im Zweierteam wissen, was er (oder sie) tut. Daher empfiehlt sich für Anfänger ein nicht zu junges Pferd mit abgeschlossener Ausbildung. Haflinger, Friese und Westfale oder Tinker bringen den nötigen geduldigen Charakter mit, um dem Reitneuling den Einstieg zu erleichtern. Für reine Freizeitreiterei sollte die Wahl auf ein Pferde-Lebensalter Ü10 fallen. Wer Turnier-Beteiligung anstrebt, kann mit einem Pferd zwischen sechs und zehn Jahren noch entsprechende Leistung abfragen. Mit zunehmender Erfahrung kommt der Reiter auch mit einem jungen Tier von drei oder vier Jahren zurecht.
Ausschlaggebend bleibt als letzter Punkt, dass die Chemie zwischen Huftier und Zügelhalter stimmt.
Reittier Pferd: Grundsätzliche Kosten
Bereits bei der Anschaffung eines Reittiers zeigt sich ein ähnliches Gefälle wie beim Kauf eines Autos. Je mehr Extras, je mehr Klasse, desto teurer das Objekt. Im Fall eines Pferdes bedeutet dies: Abstammung und Ausbildungsgrad treiben den Preis bisweilen in enorme Höhen. Während dieser bei einem eingerittenen Freizeitpony bei 4.000 bis 6.000 Euro angesiedelt ist, legt der Pferde-Fan für ein Turnierpferd bereits einen fünfstelligen Betrag auf den Tisch der Verhandlungen. Nach oben sind nahezu keine Grenzen gesetzt.
An weiteren Kosten sind die folgenden Posten für ein Reittier zu kalkulieren:
Unterbringung
- im privaten Stall rund 100 Euro ohne Futter
- im Pensionsstall ab wenigstens 300 Euro ohne Versorgung, 600 Euro all inclusive (regional unterschiedlich)
Futter
- Grundversorgung 150 Euro im Monat
- Zusatzfutter wie Kräuter 20 bis 30 Euro im Monat
Hufschmied
- 50 Euro Hufeschneiden
- Beschlagen ab 80 Euro im Zweimonatsrhythmus
Tierarzt
- 100 Euro für die routinemäßige Untersuchung jeden Monat
- Impfen und Entwurmen 150 Euro jährlich
- Pferdezahnarzt je nach Aufwand ab 150 Euro
Steuern
- in nur wenigen Gemeinden dauerhaft eingeführt
- zwischen 100 und 300 Euro jährlich
Versicherung
- OP-Versicherung je nach Umfang und Selbstbeteiligung ab 17 Euro monatlich
- Haftpflicht ab rund 60 Euro jährlich
Zubehör
- Sattel neu zwischen 1.500 und 4.000 Euro (gebraucht in gutem Zustand ab rund 400 Euro)
- Trense, Decke & Co rund 1.000 Euro.
Reitbekleidung
- den eigenen Ansprüchen entsprechend
Reitunterricht
- je nach Häufigkeit und Qualität zwischen 160 und 400 Euro monatlich
Die Vorzüge einer Reitbeteiligung
Zu der Aufstellung kommen unregelmäßige Ausgaben wie Tierarztkosten bei Krankheit oder Verletzung, die Rechnung des Sattlers und Ähnliches. Wer sich diese Ausgaben nicht in vollem Umfang leisten kann, findet mit einer Reitbeteiligung eventuell die Lösung für den Traum vom Pferd und der Reiterei. Häufig teilen sich Pferdebesitzer gerne Kosten und Arbeit rund um den Vierbeiner.
Je nach Lage des Stalls addieren sich die Fahrtkosten hinzu. Eine fundierte Rechnung bringt einen monatlichen Betrag von rund 500 Euro für den Unterhalt eines Pferdes zusammen – ohne unvorhergesehene Ausgaben.
Übrigens: Eine dem Kauf vorausgehende Ankaufsuntersuchung bringt eventuelle alte Verletzungen und nicht mit dem Auge erkennbare Krankheiten ans Tageslicht. Eine Untersuchung schlägt hierbei mit etwa 200 Euro zu Buche. Röntgen erhöht die Rechnung bis zu 1.000 Euro. Langfristig gesehen kann sich diese Investition rentieren.
Pferde: Vorsorge, Arztbesuch, Pflege, Ausbildung
Je nach Auslastung und Art des Einsatzes neigen Pferde zu unterschiedlichen Belastungsproblemen. Eine regelmäßige Vorstellung beim Veterinär macht angehende Probleme frühzeitig sichtbar und verhindert Schlimmeres. Im Springreiten ist dies zum Beispiel der Gelenkbereich.
Sofern das Pferd noch keine Reitausbildung genossen hat, steht dies ebenfalls auf dem Programm. Hier kommen Profis zum Einsatz. Denn anders als das bisher brave Schulpferd aus dem eigenen Reitunterricht zeigen sich junge und nicht ausgebildete Pferde bisweilen überraschend talentiert darin, die Mängel des Menschen zu erkennen und für sich zu nutzen. Hat sich dies erst einmal gefestigt, ist es schwerer, Unarten zu korrigieren.
Reittier Pferd: Die perfekte Wahl aus über 200 Rassen
Vollblut, Kaltblut, Warmblut und Ponys, riesige Shire Horses, massiv-elegante Friesen, lustig gefleckte Appaloosa, pfiffige Mini-Pferde – ähnlich wie bei der Hundezucht bringt die Welt der Pferde eine große Vielfalt unterschiedlicher Charaktere und Optiken hervor. Nicht alle sind für den Reitsport vorgesehen. Für den Freizeit-Pferdesport jedoch lassen sich die meisten Rassen einsetzen. Dabei ist es eine Frage des Temperaments und der Erfahrung des Reittiers bzw. der Ausbildung des Menschen im Sattel oder auf dem Kutschbock. Sicherlich gibt es in jeder Zuchtlinie das eine Pferd, das nicht dem typischen Esprit seiner Verwandten entspricht. Zumeist spiegeln sich die Eigenarten deutlich wider.
Ein Blick in Gruppierungen:
Vollblut
- zwei Rassen: englisches und arabisches Vollblut
- feingliedrig
- auffallend schöner Kopf
- feuriges Temperament
- schnell
- nervös im Wesen
- empfindsam gegen Kälte und Nässe sowie mangelnde Hygiene im Stall
- hoher Bewegungsdrang
- Beispiel Araber
Warmblut
- mit 104 Rassen die größte Gruppe
- intelligent
- ausdauernd
- menschenfreundlich
- verbindet ein gutes Stück der Eleganz der Vollblüter mit dem weniger nervösen Wesen der Kaltblüter
- Freizeit- und Sportpferde nahezu ausnahmslos Warmblüter
- benötigt als Sport- und Freizeitpferd viel Bewegung und Zuwendung
- Beispiel Hannoveraner und Trakehner
Kaltblut
- kräftig
- sehr groß
- große Ruhe im Wesen
- umgänglich
- zunehmende Renaissance in Land- und Forstwirtschaft ebenso wie als Freizeitpferd
- robuste Gesundheit
- Beispiel Ardenner Kaltblut und Shire Horse
Pferde: Die passende Unterbringung für das Reittier finden
Das Wo und Wie werden die Auswahl des Stalles wesentlich beeinflussen. Dazu kommt die Frage der eigenen Vorstellungen bezüglich der Reiterei und ob diese sich vor Ort umsetzen lassen. Im preislich günstigsten Fall findet sich eine Unterstellmöglichkeit auf dem eigenen Grundstück, bei Freunden oder dem Bauern in der Nachbarschaft. Der niedrige Preis von bis zu 100 Euro im Monat hängt jedoch mit der Eigenversorgung des Pferdes zusammen. Füttern, ausmisten, bewegen – all das lässt sich auch inklusive buchen in Stallungen von Vereinen. Hier findet sich außerdem oftmals ein qualifiziertes Reitunterrichtsangebot unter demselben Dach. Insbesondere Anfänger profitieren von dieser Kombination Stall/Ausbildung. Des Weiteren dürfen für die Stallmieten ab etwa 350 Euro meist auch Reithalle und Platz genutzt werden. Wenn in großen Stallungen der Hufschmied kommt, fällt nur eine Anfahrtspauschale für alle an. Im Umfeld großer Pensionsställe findet sich auf Wunsch schneller eine Reitbeteiligung, die Arbeitsaufwand und Kosten rund ums Pferd erheblich senken kann.
Gleich, welche Stallvariante gewählt wird – sie sollte nicht zu weit vom Wohnort entfernt sein. Damit bleiben die Fahrtkosten im überschaubaren Bereich. Eventuell lässt sich die Strecke mit dem Rad bewältigen.