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Voll-, Warm- oder Kaltblut? Die Rassen im Überblick

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Ein Belgisches Kaltblut im Morgennebel auf einer Wiese (Symbolbild)
Ein Belgisches Kaltblut im Morgennebel auf einer Wiese (Symbolbild) © xblickwinkel/IMAGO

Pferderassen gibt es in allen Größen, Farben und Formen. Rassen vom Shetty bis zum Shirehorse decken unterschiedliche Eignungen und Einsatzgebiete ab.

Warendorf – Mit 25 Zuchtverbänden und zehn Haupt- und Landgestüten ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung ein umfassender Dachverband für die Pferdezucht in Deutschland. Vertreten sind nicht nur die klassischen, deutschen Warmblut-Rassen, sondern auch Kaltblüter, Spezialpferderassen und bestimmte Vollblut- und Ponyrassen. Bei der Suche nach dem richtigen Reitpferd, einer Anfängerrasse oder einem Kinderpony lohnt ein Blick auf typischen Eigenschaften der Rassen.

Pferderassen – Einordnung, Aussehen und Eignung

Pferde werden seit Jahrhunderten überall auf der Welt als Arbeits- und Reitpferde eingesetzt. Während die Reiterei früher noch der Fortbewegung oder gar dem Kriegseinsatz diente, ist Reiten heute ein Sport für Groß und Klein. Bei den Pferderassen erkennt man aber bis heute die unterschiedlichen Zuchtziele und daraus resultierenden Pferdetypen. Sie lassen sich grob wie folgt einordnen:

Diese Einteilung geht auf die Herkunft der Tiere zurück, nicht auf deren wirkliche Bluttemperatur. Experten sprechen von einem Blüter oder blütigen Pferd, wenn es sich um einen Vollblüter handelt oder das Tier einen hohen Anteil vom Vollblüter hat.

Bei der Pferdezucht ist diese Einteilung nicht streng gegeben, denn häufig werden Pferde gezielt gekreuzt, um Halbblüter zu erhalten. Durch Einkreuzung eines Vollblüters zum Beispiel werden Warmblüter leistungsbereiter und Kaltblüter leichter im Körperbau.

Pferde-Rassen: Vollblüter – Spitzensportler bei den Pferden

Vollblüter sind leicht gebaute, hochenergetische und sportliche Pferde, die Höchstleistungen unter dem Sattel bringen können. Zu den Vollblut-Rassen gehören:

Sie alle zeichnen sich durch einen leichten Körperbau, sehr schlanke, lange Beine und eine kräftig bemuskelte Hinterhand aus. Viele Vollblüter sind schwerfuttrig, sprich, sie haben einen hohen Energie- und Futterbedarf. Sie sind freundlich, aber auch aufmerksam und lebhaft.

Das Arabische Vollblut ist eine sehr alte Pferderasse, die schon seit dem 7. Jahrhundert im orientalischen Raum gezüchtet wird. Die Pferde leben seit Langem in einer engen Bindung zum Menschen und haben deshalb einen besonders anhänglichen Charakter. Ihre Widerristhöhe liegt etwa zwischen 1,45 und 1,55 Meter mit Ausnahmen nach oben und nach unten. Araber sind ausgesprochen leistungsfähige Pferde, die auf flacher Strecke sowohl beim Sprinten als auch auf der Langstrecke schnell und ausdauernd sind.

Das Englische Vollblut geht auf einige wenige Araber-Hengste zurück, die im 17. Jahrhundert nach England importiert wurden. Aus der Kreuzung mit heimischen Arbeitsrassen entstanden etwas größere und kräftigere Vollblüter, die allerdings wie die Urväter mit Schnellkraft und Härte ausgestattet sind. Ihr Stockmaß liegt im Schnitt um 1,60 Meter.

Anglo-Araber sind Kreuzungsprodukte zwischen einem englischen und einem arabischen Vollblüter sowie dessen Nachkommen. Sie gelten wie die reinen Vollblut-Rassen als reiterlich anspruchsvolle, spritzige Reitpferde, die am besten für fortgeschrittene Reiter geeignet sind. Zum Einsatz kommen sie vor allem bei Pferderennen und im Distanzsport – einem Langstrecken-Wettkampf.

Rassen der Pferde: Warmblüter – gute Allrounder

Es gibt eine Vielzahl von Warmblutrassen auf der Welt. Zu den bekanntesten deutschen Rassen gehören zum Beispiel Hannoveraner, Trakehner oder Holsteiner. Ihre Namen leiten sich von der Gegend ab, in der die Rasse entstand. In vielen weiteren Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien gibt es weitere Warmblut-Rassen. Lange Zeit waren Warmblüter Arbeits- und Militärpferde. Erst, seit motorbetriebene Fahrzeuge ihre alten Aufgaben übernommen haben, entwickelten sich die Warmblut-Rassen zum heutigen Sportpferd.

Warmblüter und deren Kreuzungsprodukte mit Vollblütern – die sogenannten Halbblüter – finden sich heute in Reitsportdisziplinen wie Springreiten, Dressur oder Vielseitigkeit. Sie eignen sich aber auch wunderbar für Freizeitreiter und als Gelände- oder Jagdpferde. Ihre Größe liegt zwischen 1,50 und 1,80 Meter, wobei der Großteil der Warmblüter heute ein Stockmaß von 1,65 bis 1,75 Metern erreicht. Sie haben ein positives Wesen, lassen sich gut ausbilden und bringen großes Talent als Reitpferd mit.

Was Pferdeliebhaber nicht zwingend unter der Einordnung als Warmblut führen, deren Eignung und Aussehen aber diesen nahekommen, sind bestimmte iberische und andere Pferderassen wie Friesen und Appaloosa. Auch sie erreichen eine Größe um 1,60 bis 1,70 Meter und sind vielseitig veranlagt. Ihre Ausbildung gilt jedoch aufgrund ihres Charakters und Körperbaus als anspruchsvoller als die der deutschen Warmblüter.

Pferde-Rassen: Kaltblüter – starke Arbeitspferde

Die Kaltblüter sind die kräftigsten, am stärksten gebauten Pferde. Typische Kaltblut-Rassen sind:

Sie wurden zum Ziehen schwerer Lasten gezüchtet wie zum Beispiel für Brauereiwagen oder zum Holzrücken im Wald. Die Größe der Kaltblüter liegt im Schnitt bei 1,60 Metern, wobei Rassen wie das riesige Shire Horse da deutlich aus dem Rahmen fallen können. Das Gewicht eines Kaltblüters kann bis zu einer Tonne erreichen.

Zum Reiten sind Kaltblüter zwar geeignet, da ihre Zucht aber auf das Ziehen ausgelegt war, bringen sie nicht den perfekten Körperbau als Reitpferd mit. Die gemütlichen Dickerchen dürfen nicht zu schwer belastet werden und benötigen eine gute Ausbildung. Zum Fahren ist das Kaltblut dagegen gut geeignet. In der Holzwirtschaft erfahren Kaltblüter eine Renaissance. Sie arbeiten besonders schonend auf dem Waldboden und erreichen auch für schwere Maschinen nicht zugänglichen Bereiche.

Andere Pferderassen – Ponys und Kleinpferde

Neben Voll-, Warm- und Kaltblütern gibt es eine Vielzahl weiterer beliebter Pferderassen. Dazu gehören beispielsweise:

Die meisten dieser Pferderassen haben sich regional als Arbeits- und Reittiere entwickelt. Das Quarter Horse stammt aus Amerika, wo es außer für die Arbeit auf der Ranch auch in kurzen Pferderennen, der Quarter Mile, eingesetzt wurde. Quarter Horses sind gut trainierbare, ausdauernde und spritzige Reitpferde, die von Natur aus mit einem Cow Sense ausgestattet sind. Darunter versteht man ihre Eignung zum Treiben und Kontrollieren der Laufrichtung von Rindern.

Haflinger, Norweger und Islandpferde sind kompakte Reitpferde, die sich durch eine gute Trittsicherheit und ein gelassenes Wesen auszeichnen. Sie sind kräftig, ausdauernd und meist mit guten Nerven ausgestattet.

Die kräftigen Native-Pony-Rassen sowie die kompakten Irish Cobs – oft auch als Tinker bezeichnet – sind sehr genügsam und zeichnen sich durch einen freundlichen Charakter aus. Sie haben allerdings durchaus einen Pony-Dickkopf, wie er auch den meisten kleinen Ponyrassen nachgesagt wird. Shettys, Welsh & Co. kommen vor allem als Kinderponys zum Einsatz, machen ihren kleinen Reitern mit ihrem starken Charakter aber manchmal das Leben schwer.

Rassen bei Pferden: Anfängerrassen und Gewichtsträger?

Zu den derzeit beliebtesten Pferderassen im Freizeitbereich gehören die Tinker. Aufgrund ihrer ruhigen, bisweilen etwas stoischen Art, dem kräftigen, kompakten Körperbau und der interessanten Zeichnung finden sie sich oft unter den Angeboten für Anfänger und für Reiter, die ein kräftiges Pferd suchen. Gerade Tinker wurden jedoch zum Ziehen und nicht zum Reiten gezüchtet. Sie haben einen weichen Rücken, der nur mit passender Ausbildung und Reiterei einen Menschen langfristig gesund tragen kann. Ähnliches gilt beispielsweise für Friesen und spanische Pferde.

Demgegenüber sind einige der kräftigen Kleinpferde wie Haflinger und Norweger sowie stabil gebaute Warmblüter besser für kompakte Reiter oder Anfänger mit Grundkenntnissen geeignet. Mit einer Einschränkung: Eine Anfängerrasse gibt es nicht – ein Anfängerpferd wird ausgebildet. Die genannten Rassen bringen die notwendigen Voraussetzungen mit, um nach einer entsprechenden, Jahre dauernden Ausbildung für Anfänger geeignet zu sein. Keine Pferderasse wird jedoch mit diesem Können geboren. Für Anfänger und Wiedereinsteiger lohnt es sich deshalb, nach einem etwas älteren Pferd mit fortgeschrittener Reitausbildung Ausschau zu halten. Rassen mit kräftigen Beinen und mehr Eigenmasse tun sich nicht nur leichter, einem nicht perfekt sitzenden Reiter zu helfen, sondern sie können auch mehr Gewicht tragen.

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