Pferderennen: Geschichte, Termine, Rennformen und Wettarten

Pferderennen symbolisieren Kraft, Ausdauer und Zuchterfolge. Interessante Infos zur Geschichte, zu Schauplätzen und Wetten im Pferdesport.
Großbritannien – Wer an Pferderennen denkt, kommt um das alljährliche Spektakel „Royal Ascot“ auf Englands berühmter Rennbahn nicht herum, das seit dem 18. Jahrhundert fester Bestandteil der Rennszene ist. Pferderennsport und Pferdesport allgemein haben eine lange Tradition, nicht nur auf der britischen Insel. Das Filmepos „Ben Hur“ mit dem legendären römischen Wagenrennen berichtet von den frühen Tagen der ältesten Wettart der Welt. Dabei gehen Begeisterung und Wettfreude quer durch alle Gesellschaftsschichten. Der Rausch der Geschwindigkeit und der Nervenkitzel auf der Zielgeraden haben zudem unzählige Möglichkeiten geschaffen, bei Pferdewetten viel Geld zu gewinnen – oder zu verlieren.
Pferderennen: Die antike Geschichte des rasanten Pferdesports
Das Phänomen Pferdesport findet sich nahezu überall in der Geschichte menschlicher Kultur. Wo immer der Mensch sich das Pferd zunutze machte, war er zugleich bemüht, die Eigenschaften der Tiere durch gezielten Zuchterfolg zu steigern. Es finden sich belegte Pferderennen lange vor Christi Geburt in Griechenland, Asien, Babylonien und Syrien. Im Römischen Reich stiegen Pferderennen zum wichtigen Wirtschaftszweig und Kampf um Ehre und Ansehen auf. Mit dabei waren fast zeitgleich die Wetten am Rande des Rennens und die Steigerung der Preise für Nachkommen der Champions. Die Wiege des modernen Galopprennens steht in Großbritannien, wo die Römer im Jahr 211 eine Rennbahn im englischen Yorkshire anlegten. Im Mittelalter erblühte hier die Pferdesportkultur. Sicher spielten die Kreuzzüge eine große Rolle, denn die Ritter brachten von den Feldzügen rassige Araberpferde mit nach Europa, um sie dort gezielt in heimische Rassen einzukreuzen oder Blutlinien rein zu züchten. Die Zucht ist noch heute das A & O des Erfolgs. Nicht zu unterschätzen ist ebenso die Erfahrung des Jockeys.
Pferderennen: Moderner Pferdesport auf allen Kontinenten
Insbesondere England und seine im Commonwealth verbundenen (ehemaligen) Kolonien waren die Hochburgen der Pferderennen. Heute finden sich ebenso bedeutende Events im europäischen, arabischen, australischen und amerikanischen Raum. Einem Wanderzirkus gleich ziehen Cracks und Fans von einer berühmten Rennbahn zur nächsten. Dank der multimedialen Welt findet das spannende Hoffen auf den Sieg des Favoriten auch zu Hause vor dem Bildschirm statt. Wurden in früheren Jahrhunderten die Wetten vor Ort und per Handschlag abgegeben, ermöglicht das digitale Zeitalter, dass Bieter nicht zwangsläufig persönlich an der Rennbahn stehend mitfiebern. Per Internet lassen sich Wetten für nahezu alle Rennen dieser Welt online tätigen und der Ausgang bei Live-Übertragungen mitverfolgen. Leider kommt das Event Pferdesport immer wieder in Verruf – einerseits wegen Verfehlungen gegenüber dem Tierschutz wie Doping der Pferde, andererseits wegen betrügerischer Machenschaften bei den Wetten. Nicht unumstritten ist zudem die Verlockung der rund um die Uhr zugänglichen Pferdewetten, die zur Wettsucht Einzelner beizutragen. Wettabschlüsse vor Ort bleiben anonym und können zur illegalen Geldwäsche genutzt werden.
Pferderennen: Die Termine auf den berühmtesten Rennbahnen
Von A wie Antigua bis Z wie Zypern ziehen sich die Adressen namhafter Pferderennbahnen über den gesamten Planeten. Nicht alle tragen große Namen wie Royal Ascot oder Prix de l‘Arc de Triomphe. In Deutschland fiebern Pferde- und Wettfans den folgenden Terminen berühmter Pferderennen entgegen:
- Deutsches Derby Hamburg: Galopprennbahn Hamburg-Horn, Anfang Juli
- Großer Dallmayr Preis München: Galopprennbahn München-Riem, letzter Sonntag im Juli
- Großer Preis von Berlin: Galopprennbahn Hoppegarten, Anfang August
- Großer Preis von Baden-Baden: Galopprennbahn Iffezheim, Ende August
- Preis der Diana (German Oaks): Galopprennbahn Düsseldorf, August
Internationale Highlights im Pferdesport sind unter anderem:
- Pegasus World Cup: Flachrennen auf Sand, Gulfstream Park Racecourse (Hallandale Beach), Januar
- Dubai World Cup: Galopprennen, auf synthetischem Belag der Rennbahn Meydan Racecourse, Ende März/Anfang April
- Grand National: Hindernisrennen, Aintree Racecourse in Liverpool, April
- Kentucky Derby: Galopprennen, Churchill Downs Racecourse, Louisville, erster Samstag im Mai
- Yasuda Kinen: Meilengalopprennen, Rennbahn Tokio, Juni
- The Royal Ascot: Galopprennen, Ascot Rennbahn (Grafschaft Berkshire), Juni
- Prix de l’Arc de Triomphe: Flachrennen auf Gras, Pariser Pferderennbahn Longchamp im Bois de Boulogne, erster Sonntag im Oktober
- Melbourne Cup: Langstreckenrennen über zwei Meilen, Flemington Racecourse, erster Dienstag im November
- Breeders‘ Cup: Serie von 13 Galopprennen, auf unterschiedlichen Bahnen in den USA, Anfang November
Pferderennen: Rennarten – traditionell und manchmal verblüffend
Beim Begriff Pferderennen denken viele Menschen an Veranstaltungen um Pferd, Reiter und Sulky. Aber Pferdesport bedeutet keineswegs nur Royal Ascot und vergleichbare Rennen. Nicht immer dreht es sich um die rasanten Galopper:
- Galopprennen – Flach- und Hindernisrennen; Letzteres unterteilt in Jagd- und Hürdenrennen sowie Cross Countries
- Trabrennen – Trabreiten oder Trabfahren; meist auf Asche- oder Sandbahnen; Disqualifikation bei einer bestimmten Anzahl an Schritten außerhalb des Trabs
- Skikjöring, Skijöring, Offroad-Kjöring – nordische Wintersportart auf Schnee und Eis; Team aus reiterlosen Vollblütern und Fahrer auf Skiern, verbunden durch leichte Geschirre oder Pferd und Reiter; unter anderem Slalom und Galopprennen
- Töltrennen – nahezu ausschließlich für Islandpferde, die die Viertaktgangart naturbedingt beherrschen; ähnlich dem Trabrennen; Bewertung der sauberen Gangart
- Passrennen – korrekte Gangart ist mit ausschlaggebend; die jeweiligen Beine einer Seite treten zugleich auf (Kamelgang)
- Barrel Race – Parade-Disziplin der rasanten American Quarter Horses; auf einem Parcours drei Ölfässer schnellstmöglich umrunden
Übrigens: Mit kühlerer Witterung starten in Großbritannien die Hindernisrennen, wie der legendäre Cheltenham Gold Cup über 5.331 Meter und das Grand National Aintree bei Liverpool. Letzteres gilt mit einer Distanz von 7.242 Metern und 30 zu überwindenden Hindernissen als das schwerste Rennen der Welt.
Pferderennen und Wettarten: Licht und Schatten rund ums Wetten
Es gleicht einem Buch mit sieben Siegeln: Pferderennen und ihre Wetten erledigt man nicht eben im Vorbeigehen. Insiderwissen, Bodenverhältnisse, Witterung – jeder hat da seine eigene Strategie. Einiges grundsätzliche Aspekte im Überblick:
- Totalisator-Wette: Die Quoten stehen vorab nicht fest, sondern ergeben sich durch die Einsätze.
- Platzwette: Nicht der Sieg des favorisierten Pferdes, sondern ein Platzbereich (meist 1 bis 3) sind hier angestrebt.
- Bankroll: Das ist ein festgelegtes persönliches Budget, das es gilt, beim Wetten nicht zu überschreiten.
- Trading: Mit dem Abschluss mehrerer Wetten auf das gleiche Event erreichen Wetter eine Gewinnoptimierung.
- Quoten: Sie entscheiden über Höhe der Gewinne oder Verluste bei Wetten auf Pferderennen. Eventualquoten bieten eine unverbindliche Richtlinie im Zeitraum bis zum Start.
- Racecard: Sie beinhaltet Statistik und Aufstellung der bisherigen Erfolge eines Teilnehmers bzw. Pferdes.
- Online-Wetten: Pferdewetten können über das Internet abgeschlossen werden. Hier ist ein Spielerkonto erforderlich.
Allgemein gilt, dass in Deutschland auf Sieg oder Platz gewettet wird. Zweier-, Dreier- und Viererwetten umfassen die exakte Einlaufreihenfolge der Pferde. Finish- und Top-6-Wetter erfordern Profiwissen. Hierbei gilt es, die Sieger aus drei bzw. sechs aufeinanderfolgenden Rennen zu tippen.
Pferderennen: Skurrile Fakten rund um den Pferdesport
Im Jahr 1923 gewann ein Toter bei einem Pferderennen in New York. Der Jockey erlitt während des Rennens einen Herzinfarkt und das Tier brachte seinen toten Reiter über die Ziellinie.
Der Begriff „Derby“ geht zurück auf ein Pferdesport-Ereignis im 18. Jahrhundert. 1780 begründete der damalige Earl of Derby den Leistungsvergleich für dreijährige Stuten beim Rennen auf der Epsom-Downs-Rennbahn in England.
Sogar die Fidschi-Inseln sind Austragungsort einer Pferderennsport-Veranstaltung. Interessant hier: Die kürzeste Strecke der Saneto Races geht über knappe 250 Meter.
Pferderennen sind meist eine „Männerdomäne“. Als seltene Ausnahme gilt die Stute Rags to Riches als erste weibliche Gewinnerin der Belmont Stakes seit über einem Jahrhundert (2007). Trotz eines verstolperten Starts ließ sie beim Zieleinlauf alle Hengste hinter sich. Daneben gewann sie die Kentucky Oaks und die Santa Anita Oaks.