Pferdewissen: Alles zu Rassen, Gangarten und Pferderecht

Pferdewissen: Lexikon für Pferdeliebhaber, Anhänger des Reitsports und Pferdebesitzer über Pferde, ihre Rassen und Gangarten sowie über das Pferderecht in Deutschland.
Warendorf – Die Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V. ist der deutsche Dachverband aller Züchter, Reiter, Voltigierer und Fahrer und heißt international Fédération Équestre Nationale (FN). Als größte Pferdesportvereinigung weltweit gehören ihr 678.341 Mitglieder an. Zu ihren Aufgabenbereichen zählen die Organisation des Pferdesports, die Pferdehaltung und -zucht sowie die reiterliche Aus- und Weiterbildung. Als Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das Thema Pferd vermittelt die FN Pferdewissen an die Mitglieder.
Pferdewissen – Lexikon der Einteilung in Typen & Rassen
Pferde gliedern sich nach dem Zweck ihrer Züchtungen in Warmblüter, Kaltblüter, Vollblüter, Halbblüter und Ponys. Diese Bezeichnungen lassen Rückschlüsse auf das vorherrschende Temperament zu und differenzieren sich jeweils in weitere Rassen.
Vollblüter
Beschreibung/Temperament:
- edles Pferd arabischer Abstammung mit Vollblut-Eltern
- athletischer Körperbau
- glänzendes, kurzes Fell
- feuriger und zugleich sensibler Charakter
- großer Bewegungsdrang
- sehr schnell
- Zucht vor allem für den Galopprennsport
Rassen:
- Arabische Vollblüter: Kennzeichnung durch ein xo hinter dem Namen; reine arabische Abstammung
- Englische Vollblüter: Kennzeichnung durch ein xx hinter dem Namen; für den Rennsport gezüchtet
- Anglo-Arabisches Vollblut: Kennzeichnung durch ein x hinter dem Namen; Kreuzung zwischen Arabischem und Englischem Vollblut
Kaltblüter
Beschreibung/Temperament:
- imposantes Erscheinungsbild
- kräftiger Körperbau
- dickes Fell mit üppigem Fesselbehang
- umgänglich und sanftmütig
- zuverlässiges Arbeitspferd
- bedingte Eignung als Reitpferd
Rassen:
- Ardenner
- Belgisches Kaltblut
- Boulonnais
- Bretone
- Clydesdale
- Comtois
- Italiener
- Jütländer
- Mecklenburger Kaltblut
- Niederländisches Kaltblut
- Noriker
- Percheron
- Poitevin
- Rheinisches Kaltblut
- Schwarzwälder Fuchs
- Shire Horse
- Süddeutsches Kaltblut
- Suffolk Punch
- Tinker
- Trait du Nord
Warmblüter
Beschreibung/Temperament:
- vereint die Merkmale von Voll- und Kaltblüter
- schwerer und ausgeglichener als ein Vollblut, weniger massiv und temperamentvoller als ein Kaltblut
- freundliches, anhängliches Wesen
- ideale Turnier- und Freizeitpferde
Rassen:
- Andalusier
- American Quarter Horse
- Appaloosa
- Carmague
- Criollo
- Friesenpferd
- Hannoveraner
- Holsteiner
- Lipizzaner
- Mecklenburger Warmblut
- Oldenburger
- Paint Horse
- Tennessee Walking Horse
- Trakehner
- Westfale
Halbblüter
Beschreibung/Temperament:
- vielseitiges Pferd mit einem Vollblut-Elternteil
- Einsatz häufig im Vielseitigkeits- und im Galopprennsport
Rassen:
- Anglo-Arabisches Halbblut
- Arabisches Halbblut
- Shagya-Araber
Pony
Beschreibung/Temperament:
- kompakte Größe mit einem Stockmaß von bis zu 148 Zentimetern
- stämmiger Körperbau
- robust und ausdauernd
- starker Charakter
- gutmütig
- vielseitiger Allrounder, Eignung auch für Reitanfänger
Rassen:
- Australisches Pony
- Connemara Pony
- Dülmener Wildpferd
- Exmoor Pony
- Falabella
- Fjordpferd
- Haflinger
- Highland
- Islandpferd
- Shetland Pony
Die Bezeichnungen der Grundtypen hat nichts mit der Temperatur oder der Menge des Blutes zu tun.
Pferdewissen – Lexikon der Gangarten
Bei Pferden unterscheidet man zwischen Grund- und besonderen Gangarten. Die meisten Rassen verfügen aufgrund ihrer Züchtungen über die Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp. Besondere Gangarten sind genetisch festgelegt und nicht bei allen Pferderassen anzutreffen.
Grundgangarten von Pferden
Schritt:
- ruhige Viertaktgangart
- keine Schwebephase
- Unterscheidung zwischen Mittel-, versammeltem und starkem Schritt
- Beispiele für Kunstgangarten: der Spanische und der Schulschritt
Trab:
- schnelle Zweitaktgangart
- kurze Schwebephase
- beim Dressurreiten Unterscheidung nach Arbeits-, Mittel-, versammeltem und starkem Trab
- Piaffe: trabartige Bewegung an der Stelle der klassischen Reitkunst
- Passage: Trab in verzögerten Tritten mit stark verkürzter Schwebephase der klassischen Reitkunst
Galopp:
- schnelle Dreigangtaktart (nach neuesten Messungen Viertaktgangart)
- ausgeprägte Schwebephase
- Unterscheidung nach Tempo in Arbeits-, Mittel-, versammeltem und starkem Galopp
- Unterscheidung nach Bewegungsfolge in Rechts- und Linksgalopp
- fliegender Galoppwechsel: Wechsel während der Schwebephase zwischen Rechts- und Linksgalopp (oder umgekehrt)
- Rückwärtsgalopp: besondere, andressierte Gangart mit gleicher Bewegungsfolge nach hinten
- Innen- oder Handgalopp: Vorgreifen des inneren Beinpaars beim Reiten auf der Reitbahn
- Außen- oder Kontergalopp: Vorgreifen des äußeren Beinpaars
- Kanter: lockerer Galopp zum Aufwärmen
Besondere Gangarten von Pferden:
Gangart Slow Gait: Ein verzögerter Schritt, bei dem das Pferd nach Anheben eines Fußes jeweils kurz verharrt, Einsatz beim Dressurreiten
Gangart Tölt: Spezielle, genetisch bedingte Viertaktgangart in unterschiedlichen Varianten
Variante Paso: Gangart der kolumbianischen Rasse Paso Fino
Variante Rack: Gangart einiger amerikanischer Rassen wie dem American Saddlebred Horse
Variante Walk: Gangart, die beispielsweise das Tennessee Walking Horse beherrscht
Variante Marcha: Gangart der brasilianischen Pferderasse Mangalarga Marchador
Gangart Jog: Verkürzter, gleichmäßiger und stark versammelter Trab, Einsatz beim Westernreiten
Gangart Pass (auch Passgang): Laterale Zweigangtaktart in zwei Phasen mit abwechselnder Bewegung der rechten und linken Beine
Variante Rennpass: Variation im Renntempo mit Flugphase beim Isländer und beim Paso Peruano
Variante Schweinepass: Unerwünschte Gangart, bei der sich der Tölt vollständig zum Pass verschiebt
Gangart Foxtrott: Gangart des Missouri Foxtrotters, vorne Schritt und hinten Trab
Ein Pferd kann je nach Rasse bis zu fünf Gangarten haben.
Pferdewissen – Lexikon wichtiger Begriffe
Ob Reitanfänger oder Wiedereinsteiger: Pferdewissen über Grundbegriffe ist unentbehrlich. Hier folgt eine Auswahl in alphabetischer Reihenfolge:
- Aktivstall: Weitläufiger Stall, der mit verschiedenen Bereichen der freien Wildbahn nachempfunden ist. Der Liegebereich, die Tränken und die Futterstationen sind weit voneinander entfernt und regen Pferde zu Bewegungen an.
- Ausbinder: Hilfszügel, die rechts und links am Sattelgurt angebracht und mit der Trense verschnallt werden
- Baumsattel/Baumloser Sattel: Sattel mit oder ohne Sattelbaum – einer Stütze, die unterhalb des Sattels der Gewichtsverteilung dient
- Bitless Bridle: Gebisslose Zäumung nach einer These von Robert Cook
- Clickern: Prinzip der positiven Verstärkung im Training durch Lob und Leckerlis
- Equidenpass (Pferdepass): Lebenslang gültiges Dokument für in der EU gehaltene Pferde, das der Identifizierung, der Zuordnung, der Nutzungsdeklaration und der Dokumentation des Gesundheitszustandes dient
- Freiheitsarbeit: Training mit dem Fokus auf Körpersprache, ohne Zubehör
- Halfter: Verfügt über einen Anbinde- oder Führstrick, dient dem Anbinden und Führen des Pferdes und hat im Gegensatz zur Trense kein Gebiss
- Hackamore: Zaumzeug-Kombination aus der altkalifornischen Reitweise, die als Wiege des Westernreitens gilt; sie besteht aus dem Bosal (Nasenstück), dem Hanger (Lederzaum) und der Mecate (Zügel)
- Horse Agility: Pferd und Reiter gehen über Brücken und durch flatternde Tunnel, durchqueren Wassergräben und springen über kleine Hindernisse; durch das Überwinden eines Hindernisparcours eine Erweiterung des Natural Horsemanship
- Kandare: Vor allem in den klassischen Reitweisen und in der Dressur verbreitete Zäumung für Pferde
- Knotenhalfter: Spezielles Trainingshalfter für die Bodenarbeit
- LG-Zaum: Eine Art der gebisslosen Zäumung, die von Monika Lehmüller entwickelt wurde
- Longe: Rund acht Meter lange Leine, an der das Pferd beim Longieren im Kreis läuft
- Longierbrille: Verbindungsstück zwischen Longe und Gebissringen zum Longieren
- Longiergurt: Wird beim Longieren verwendet und wie ein Sattelgurt verschnallt; besitzt mehrere Ringe zum Befestigen von Hilfszügeln
- Nageltritt: Verletzung des Hufhorns durch Eintreten eines spitzen Gegenstands
- Paddock: Eingezäunter Auslauf mit Gras- oder Sandboden; mindestens so groß wie eine geräumige Pferdebox
- Panikhaken: Wird am Ende des Stricks befestigt und am Halfter eingeklinkt; lässt sich auch bei starkem Zug öffnen und beugt dadurch Unfällen vor
- PAT-Werte: Puls, Atmung und Temperatur (PAT) stellen die wichtigsten Werte zur Überprüfung des Gesundheitszustands eines Pferdes dar
- Pferdeführerschein Umgang: Ersetzt gemäß der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (APO) 2020 den vormaligen Basispass Pferdekunde; vermittelt die grundlegenden Kenntnisse im Umgang mit Pferden; die Prüfung kann auch von nicht reitenden Personen abgelegt werden
- Reitbeteiligung: Ein bis drei Pferdebesitzer teilen sich die Kosten, die Bewegung des Tieres und die anfallenden Arbeiten
- Round Pen: Runder, eingezäunter Platz mit 15 bis 20 Metern Durchmesser für das Training
- Satteldecke: an die Sattelform angepasste Sattelunterlage
- Sattelgurt: Wird seitlich an den Gurtstrippen befestigt und hält den Sattel am Pferderücken
- Schabrackendecke: Sattelunterlage in rechteckiger Form
- Spore: am Reitstiefel befestigtes Metall, das die Schenkelhilfe des Reiters verstärkt
- Sprungglocken: Werden zum Schutz vor Verletzungen an den Fesseln des Pferdes fixiert
- Trense: Ein Teil des Zaumzeugs, der an zwei Karabinern festgehakt ist und sich im Pferdemaul befindet; die gängigste und schonendste Variante ist die in der Mitte gebrochene Wassertrense
- Unechte Rippen: Neben acht echten hat ein Pferd zehn Atmungsrippen, die auch als unechte Rippen bezeichnet werden
Die Aneignung von Pferdewissen hilft, das Verhalten von Pferden zu verstehen und bildet die Grundlage für einen verantwortungsvollen Umgang.
Pferdewissen – Pferderecht in Deutschland
Beim Pferderecht handelt es sich um ein breit gefächertes Spezialrechtsgebiet, das nicht an Universitäten gelehrt wird. Es umfasst alle rechtlichen Angelegenheiten rund um das Lebewesen Pferd und erstreckt sich über Rechtsgebiete wie Tierschutz-, Zivil-, Straf-, Verkehrs- und Verwaltungsrecht. Aus diesem Grund gestalten sich auch die Problemfelder des Pferderechts vielschichtig. Pferdeanwälte widmen sich häufig Verträgen, Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, Sachmängelhaftungen und Gewährleistungsansprüchen, Haftungen sowie Schadenersatzansprüchen.