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Springreiten: Schutzwesten reduzieren Verletzungen von Pferdesportlern

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Von: Sina Lück

Schutzwesten sollen Reiter vor Verletzungen bewahren. Doch tun sie das auch? Genau das haben Forscher am Klinikum Essen in einer Studie untersucht.

Essen (Nordrhein-Westfalen) – Egal ob glänzend, in knalligen Farben oder mit Glitzersteinen: Reithelme sind nicht nur auf Turnieren und in vielen Ställen Pflicht. Längst sind sie auch zu einem modischen Ac­ces­soire geworden, das vor dem Reiten ganz selbstverständlich auf dem Kopf landet. Bei Schutzwesten hingegen sieht es etwas anders aus, wie Forscher bei einer Umfrage unter Springreitern herausfanden: Die meisten Pferdesportler tragen keine Schutzweste im Sattel. Die weiteren Ergebnisse der Wissenschaftler dürften Reiter aber zum Nachdenken anregen. Denn wer sich für eine Schutzausrüstung entscheidet, trägt nicht nur weniger schwere Verletzungen davon, sondern kann auch schneller wieder in den Sattel steigen.

Auf Vielseitigkeitsturnieren sind Schutzwesten Pflicht. Hier Ingrid Klimke auf Van Hera P in Münster
Auf Vielseitigkeitsturnieren sind Schutzwesten Pflicht. Hier Ingrid Klimke auf Van Hera P in Münster (Symbolbild) © Ingo Wächter/Imago

Springreiten: Schutzwesten reduzieren Verletzungen von Pferdesportlern

Für ihre Studie befragt das Forscherteam um Heinz-Lothar Meyer von der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Essen insgesamt 363 Springreiter aus allen Leistungsklassen, darunter 251 Frauen und 112 Männer. Dabei wollen sie erfahren: Wer trägt überhaupt Helm und Schutzweste beim Reiten? Wie oft und wie schwer haben sich die Sportler verletzt und wie lange sind sie danach ausgefallen?

Die Ergebnisse der Studie, die im Fachmagazin „Environmental Research and Public Health veröffentlicht ist, zeigen: Sportler in den unteren Leistungsklassen verletzen sich mehr, als Reiter auf einem höheren Leistungsniveau. Insgesamt liegt die durchschnittliche Verletzungsrate pro 1.000 Reitstunden bei 3,7 – wobei die meisten Verletzungen am Kopf auftreten (31 Prozent). „Reiter, die oft oder immer einen Helm trugen, erlitten deutlich weniger Kopfverletzungen und hatten eine deutlich geringere Gesamtverletzungsdauer als Reiter, die keinen Helm trugen“, stellen die Forscher fest. Eine andere Studie zeigt, dass Reiten viele wichtige Muskeln trainiert.

Springreiten: Weniger Wirbelsäulenverletzungen mit Sicherheitsweste

Ähnliche Beobachtungen machen die Wissenschaftler bei der Schutzwirkung von Sicherheitswesten. „Reiter, die oft oder immer eine Schutzweste trugen, erlitten signifikant weniger Wirbelsäulenverletzungen und signifikant weniger Verletzungen pro 1.000 Reitstunden als Reiter, die keine Sicherheitsweste trugen.“ Im Vergleich: Die Sportler mit Weste zogen sich im Schnitt 2,9 Wirbelsäulenverletzungen zu, während es bei den Reitern ohne Weste im durchschnitt 4,7 Verletzungen waren. Neben Verletzungen an der Wirbelsäule, die mit rund 27 Prozent am häufigsten für krankheitsbedingte Ausfälle verantwortlich waren, gaben die Reiter noch andere Verletzungen an:

Springreiten: Nur 14 Prozent der Springreiter tragen eine Schutzweste

In Sachen Schutzausrüstung ist die Tendenz eindeutig: Während die Mehrheit der Springreiter im Training einen Helm aufsetzt, greifen nur 14 Prozent der Sportler immer oder oft zu einer Sicherheitsweste. Die Gründe: stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Schweißbildung unter dem Protektor oder eine störende Optik der Ausrüstung auf dem Pferd. Wenn es nach den Forschern geht, soll das in Zukunft anders aussehen. „Es sollte eine Erweiterung der allgemeinen Helmpflicht und eine Verpflichtung zum Tragen von Schutzwesten im Springreiten im Allgemeinen geben“, lautet die Empfehlung auf Basis der vorliegenden Ergebnisse.

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