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Pferde lesen menschliche Körpersprache – Studie erklärt wichtige Voraussetzungen

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Von: Lara-Sabrina Kiehl

Eine internationale Studie zeigt: Auch die Haltung hat einen Einfluss darauf, wie gut Pferde den Menschen verstehen können.

In der Zusammenarbeit mit Pferden ist es wichtig, dass Menschen viel Einfühlungsvermögen, Gefühl und Gespür für das Tier mitbringen. Denn Eigenschaften wie diese fördern einen harmonischen Umgang mit dem Partner Pferd und helfen dabei, den Vierbeiner besser zu verstehen. Doch wie steht es mit dem Verständnis des Pferdes gegenüber dem Menschen? Was darüber entscheidet, wie gut sie unsere Körpersprache deuten können, hat eine finnisch-französische Studie genauer untersucht.

Pferde können Menschen verstehen – Studie erklärt die Hintergründe

Pferd auf einer Koppel reckt die Nase zu einer Menschenhand. (Symbolbild)
Gruppenhaltung, viel Bewegung und das Alter fördern die Fähigkeit der Pferde Menschen besser zu verstehen. (Symbolbild) © Fotostand / Imago

In der Zusammenarbeit von Mensch und Pferd ist es nicht nur wichtig, dass der Mensch das Pferd „lesen“ lernt. Auch das Pferd muss Signale des Menschen verstehen können. Dabei spielt vor allem die Gestik eine wichtige Rolle. Um zu untersuchen, wie Tiere Hinweise von Menschen verstehen und interpretieren, werden in der Forschung deswegen häufig kognitive Verhaltenstests angewendet.

Mindestens zwei Objekte stehen bei solchen Tests zur Auswahl. Das Objekt, unter dem sich eine Belohnung findet, wird vom Menschen angezeigt. Folgen die Tiere dem Hinweis, bekommen sie die darin versteckte Belohnung. Bislang haben Hunde bei solchen Tests besser abgeschnitten als Pferde. Die Forscher vermuten, dass sich Alter, Vertrauen zum Menschen und die Pferdehaltung auf diese Ergebnisse ausgewirkt haben könnten und nahmen diese Faktoren in der aktuellen Studie genauer unter die Lupe.

Pferde können Menschen verstehen – viel Auslauf und Sozialkontakte fördern das Verständnis

Vorherige Studien konnten bereits belegen, dass sich der Umgang mit Artgenossen und viel Auslauf positiv auf das Verhältnis zum Menschen auswirken. Doch nun legten die Forscher den Fokus auf die Frage, „ob die soziale und physische Umgebung von Pferden ihre Reaktionsfähigkeit auf menschliche Anzeichen beeinflusst“, so die Studienautorin Océane Liehrmann vom Fachbereich Biologie der Universität Turku in Finnland.

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Gesagt, getan: Das internationale Forschungsteam analysierte die Reaktion von insgesamt 57 Pferden auf menschliche Signale und stellte Bezug zu ihrer Haltungsart her. Außerdem untersuchten sie, ob die Pferde anders reagierten, wenn Hinweise von dem vertrauten Besitzer oder einem Fremden gegeben wurden. Dafür wurden den Pferden entweder vom Besitzer oder einer fremden Person zwei Eimer vorgeführt. Auf den, der mit Karotten gefüllt war, zeigte und schaute die Person. Näherte sich das Pferd dem „richtigen“ Eimer, bekam es die Möhren.

Pferde können Menschen verstehen – Senioren deuten Zeichen öfter richtig als junge

Das Ergebnis des kognitiven Verhaltenstests: Pferde, die in Gruppenhaltung leben, schnitten bei der Aufgabe, bei der es um die Kommunikation mit dem Menschen ging, besser ab. Liehrmann vermutet, dass es daran liegen könne, dass „Hauspferde, die in größeren Gruppen leben, von einer stärkeren kognitiven Stimulation profitieren“. Denn laut der Forscherin könne die Interaktion mit verschiedenen Individuen sowie die Auseinandersetzung mit komplexen soziale Situationen, aus denen die Pferde lernen, ihre sozial-kognitiven Fähigkeiten verbessern.

Demnach scheinen Pferde aus Gruppenhaltung denen aus Einzelhaltung überlegener zu sein. Ebenso, ältere Pferde, die sich deutlich öfter für den Eimer mit Karotten entschieden als junge. Die Ergebnisse der Studie, die in der Zeitschrift Animal Cognition veröffentlicht wurde, zeigen aber auch, dass es keinen großen Unterschied zu machen scheint, welche Person, bekannt oder unbekannt, den Hinweis liefert.

Pferde können Menschen verstehen – fühlen sie sich sicher, vertrauen sie auch unbekannten

Letzteres überrascht, da frühere Experimente zeigten, dass sich das Verhalten von Pferden in neuartigen Situationen, je nachdem, ob eine bekannte oder unbekannte Person da ist, unterscheidet. „Unsere Hypothese ist, dass der Kontext eine Rolle spielen könnte, wenn wir den Effekt menschlicher Vertrautheit auf Mensch-Tier-Interaktionen untersuchen. In einer stressigeren Umgebung können sich Tiere mehr auf einen vertrauten Menschen als auf einen Fremden verlassen, während in einem positiven Kontext, in dem sich Tiere bereits sicher fühlen und von einer Futterbelohnung profitieren, die Identität des interagierenden Menschen weniger wichtig sein kann“, so die Forscher.

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