„Dinosaurier?“: Faszinierende Kreaturen an Australiens Küste angespült
Das Meer spült bizarre Lebewesen an australische Strände – die Bilder gehen um die Welt. Der Hintergrund ist aber wenig mystisch, sondern alarmierend.
Es sind traurige und faszinierende Bilder zugleich, dutzende bizarre Meereskreaturen spülen an die australischen Strände. Einige tot, andere sogar noch lebendig. Es ist eine Folge der wochenlangen Regenfälle an der Ostküste Australiens. In Sydney mussten deshalb zehntausende Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden, die Regierung hatte den nationalen Notstand für diese Region ausgerufen. Und auch die Meereswelt spürt die verheerenden Auswirkungen der starken Niederschläge, wie kreiszeitung.de berichtet.
Australischer Bundesstaat | New South Wales |
Hauptstadt | Sydney |
Fläche | 801.150 km² |
Bevölkerung | 8,166 Millionen |
Bezaubernde Meereskreaturen an Australiens Strände gespült: Dutzende Seedrachen tot
Im Netz kursieren deshalb derzeit viele Fotos von Tiefseefischen und anderen seltenen Meereskreaturen, die an der Küste von New South Wales insbesondere in Cronulla, Malabar und an der Central Coast entstanden sind. Besonders auffällig: Viele sogenannte Seedrachen spülen an – die Tiere leuchten in den schillerndsten Farben und erinnern viele Menschen an Mini-Dinos.

Experten gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit einen angespülten Seedrachen zu finden, derzeit rund zehnmal so hoch sein müsse wie gewöhnlich. Ein Seedrache war es aber nicht, als vor wenigen Tagen der Fischer Roman Fedortsov auf sich aufmerksam machte, indem er ein Foto eines vermeintlichen Baby-Drachens aus der norwegischen See gepostet hatte.
Angespülte „Fabelwesen“ an Australiens Küste sind Opfer von Klimawandel und Vermüllung
Dr. David Booth, Professor für Meeresökologie an der University of Technology Sydney, sagte gegenüber dem Sydney Morning Herald: „Es ist eindeutig das Ergebnis einer Kombination aus schockierendem Wetter, Schadstoffen, die in den Ozean gespült werden und hohem Wellengang.“ Zwar würden Seedrachen unter anderem in australischen Gewässern leben, ungewöhnlich sei jedoch, dass sie sich so weit von ihrem Zuhause entfernen. Für Furore sorgte auf Social Media auch ein Mondfisch, der spanischen Fischern ins Netz gegangen ist. Weniger faszinierend, sondern ärgerlich war der Fall eines Fischers, der angeblich einen „Alien-Hai“ aus dem Mittelmeer gefischt hatte und dafür ordentlich Kritik hat einstecken müssen.
Klimawandel und Ozean-Verschmutzung bedroht Seedrachen
Erwachsene Seedrachen würden sich demnach gerade einmal 50 bis 500 Meter von dem Ort entfernen, an dem ihnen das Leben geschenkt wurde. Die Klimawandel-bedingt stärker werdenden Wetterextreme seien ein Hauptgrund dafür, dass sie nun mit der Wellenströmung aus ihrem Lebensraum herausgezogen werden. „Dies kann sie anfällig für den Verlust ihres Lebensraums und sich ändernden Umweltfaktoren machen“, ergänzte Dr. Selma Klanten ebenfalls gegenüber dem Sydney Morning Herald.
Doch auch Verschmutzung durch Plastik sorge laut Booth und Klanten dafür, dass immer häufiger Seedrachen auf unnatürlichem Wege ums Leben kommen würden. Die Auswirkungen davon spürt auch die in Sydney lebende Betty Ratcliffe. Nicht selten besucht sie mit ihrer Familie die Strände an der Ostküste Australiens, in der Region sei sie auch bereits aufgewachsen. Nach den starken Regenfällen findet sie immer wieder angespülte Seedrachen. Das dokumentiert sie und teilt es auf Social Media. Dort gingen nun einige ihrer Bilder viral und lösten einen regelrechten Hype aus. „Sieht wie ein Dinosaurier aus“, wurde häufig kommentiert. Viele Menschen schrieben „wunderschön“, „magisch“, „wundervoll und beeindruckend diese Kreaturen“ und ähnliches.
Natürlich erkannten die meisten, dass es sich um „ganz gewöhnliche Seedrachen“ handelt – und nicht etwa um prähistorische Fabelwesen. Es handelt sich hier ja nicht etwa um einen Megalodon, der angeblich gar nicht ausgestorben ist – wie riesige Bisswunden an Haien „beweisen“. Immer wieder tauchen Bilder auf und kürzlich auch ein Video, dass an die Existenz des Megalodons glauben lässt – zumindest jene, die das möchten. Weil Seedrachen aber tatsächlich „beeindruckend schöne und faszinierende Meereswesen“ sind, überschlagen sich die Kommentare. „Traurig, einfach nur traurig“, fasst ein User die Situation der Seedrachen zusammen.
Seedrachen-Funde an Stränden in New South Wales häufen sich: verfangen sich in Abfall und Müll
„Heute gab es zwei weitere tote Seedrachen. Insgesamt nun sechs, die ich in den letzten Tagen gefunden habe“, schreibt Ratcliffe vergangene Woche auf Facebook. Dazu postet sie das Bild eines Seedrachens, der mit strahlend bunten Farben direkt ins Auge fällt. Dabei macht sie jedoch regelmäßig auf den vielen „menschlichen Abfall“ aufmerksam, in denen die Tiere nicht selten gefangen seien.
Mit ihren Fotos hat sie auch das Interesse von Forscherinnen und Forschern geweckt. Nur wenige Tage später kommentiert sie selbst nun das Foto: „Die Kadaver dieser Seedrachen werden Teil der Forschung dieser wunderschönen bedrohten Kreaturen sein.“ Denn auch andere Bewohnerinnen und Bewohner aus der Region seien darauf aufmerksam geworden. Ein User kommentiert das Bild: „Warum so viele? Ich habe sie noch nie zuvor gesehen und plötzlich werden sie in dieser unglaublich hohen Anzahl angespült.“
University of Technology Sydney erforscht Todesursache von Seedrachen
Auch ein anderer User kommentiert: „In 50 Jahren Schwimmen und Surfen habe ich vorher zwei angespülte Seedrachen entdeckt. Seit einigen Tagen hat sich diese Zahl vervielfacht.“ Mit der genauen Untersuchung für die Todesursache der vielen angespülten Seedrachen befassen sich nun Booth und Klanten in ihrer weiterführenden Forschung an der University of Technology Sydney.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Die Art wurde einst auf der Roten Liste der bedrohten Arten der „International Union for Conservation of Nature“ aufgeführt, bevor sie 2019 auf „am wenigsten besorgniserregend“ herabgestuft wurde. Wer versucht, sie ohne Genehmigung zu fangen, macht sich strafbar. Nun scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die schönen Seedrachen wieder als bedrohte Art gelten.