Frau hält 800 Ratten in Wohnung – Tierschützer greifen ein
Als Tierschützer die Wohnung einer Frau betreten, bietet sich ihnen ein unglaubliches Bild. In den vier Wänden tummeln sich 800 Ratten.
Erst im November 2021 hat das Team der Notfallratten Rhein-Ruhr seinen bisher größten Einsatz erlebt. Aus einer Dorstener Wohnung retteten die Tierschützer 1.200 Ratten, die das Veterinäramt zuvor sichergestellt hatte. Der aktuelle Notfall bei einer Frau aus Altenkirchen könnte das Ganze aber noch toppen. Denn bisher ist das komplette Ausmaß noch nicht absehbar. Doch von vorn.
Frau hält 800 Ratten in Wohnung – Tierschützer greifen ein

Ratten als Haustiere zu halten, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn es unkontrollierbare Ausmaße annimmt aber schon. Ihren Zwang, Tiere zu „sammeln“, hat eine Frau aus Altenberge offenbar nicht mehr im Griff. Lange Zeit bemerkt niemand, dass sie mit hunderten Nagern in ihrer Wohnung lebt – bis die Nachbarn schließlich wegen der Geruchsbelästigung Alarm schlagen.
Das Veterinäramt der Stadt in Rheinland-Pfalz geht dem Hinweis nach und findet eine Wohnung vor, die völlig verwahrlost und verkotet ist. Darin tummeln sich 800 Ratten. Schnell ist klar: Die Nager können hier nicht bleiben. „Wir waren ab 9 Uhr vor Ort, es dauerte bis abends, erst einmal die Ratten herauszuholen, die in einem schlechten Zustand oder trächtig sind“, berichtet Sarah Bernardini vom Tierschutzverein Notfallratten Rhein-Ruhr in Bochum von ihrem ersten Wohnungsbesuch gegenüber der Rheinischen Post. Um die eigene Wohnung für Meerschweinchen, Kaninchen oder Hamstern sicher zu gestalten, sollten Besitzer einige Vorkehrungen treffen.
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Frau hält 800 Ratten in Wohnung – viele Tiere sind verletzt und haben Parasiten
Tatkräftige Unterstützung bekommen die Tierschützer von der Farbrattenhilfe Nordrhein. In zwei Etappen machen sie sich auf den Weg zur Wohnung, um die Tiere zu befreien. Ähnlich wie das Team der Tierschutzorganisation RSPCA, das zahlreiche Riesenkaninchen aus einer Kleingartenanlage rettet. Mit jeweils 400 Tieren, die das Team auf viele Transportboxen verteilt, geht es zurück nach NRW. Dort kümmern sich die Tierschützer um die vernachlässigten Ratten. Vor allem die verletzten Tiere benötigen dringend medizinische Versorgung. Viele Nager sind außerdem von Parasiten befallen. Völlig verwahrlost ist auch ein Hund, den Tierärzte von sieben Kilo verfilztem Fell befreien müssen.
„Die Frau war offenbar nicht in der Lage, das Problem zu erkennen“, erklärt Andreas Schultheis, Sprecher des Landkreises Altenkirchen, gegenüber der Rheinischen Post. Die Besitzerin habe wenig Einsicht gezeigt und sei davon überzeugt, dass es den Haustieren in der Wohnung gut gehe. Ein Verhalten, das sich in vielen Fällen von extremer „Tier-Sammelsucht“ zeigt, die auch als „Animal Hoarding“ bezeichnet wird. Welches Leid sie den Fellnasen damit antun, ist betroffenen Personen nicht bewusst – obwohl es für Außenstehende offensichtlich erscheint.
Frau hält 800 Ratten in Wohnung – Tierschützer suchen Pflegestellen für Nager
Mit der Befreiung der Ratten ist der „Großnotfall“ aber noch längst nicht abgeschlossen. Auf Facebook wenden sich die Notfallratten Rhein-Ruhr an ihre Community: „Wir suchen weiterhin vor allem seriöse Pflegestellen und Tierheime, die aufnehmen können.“ Viele Menschen haben bereits ihre Hilfe zugesichert. „Ich freue mich schon auf die vier Neuankömmlinge. Alles ist schon bereit“, schreibt eine Frau unter einem Post. Ein Herz für Nager hat auch eine Berlinerin, die Tiere in Not pflegt.
Die Fahrt in eine Pflegestelle können allerdings nicht alle Ratten auf sich nehmen. Ein paar trächtige Weibchen müssen vorerst in Bochum bleiben, um in Ruhe ihre Jungen zur Welt zu bringen. Sarah Bernardini befürchtet daher, dass es am Ende deutlich mehr Ratten sind – und sie damit die Zahl von 1.200 Tieren des Dorstener Notfalls übersteigen.