Kurzbein-Katze Munchkin – Qualzucht oder nicht?
Große Augen, kleiner Kopf, kurze Beinchen – Munchkin-Katzen erfüllen das Babyschema und begeistern viele Menschen. Doch im Grunde sollte es diese Katzen gar nicht geben.
Eigentlich sollte das TikTok-Video einer Nutzerin für Tausende Likes und positive Kommentare sorgen. Stattdessen hagelte es Kritik. Das Video zeigt, wie eine junge Katze sich scheinbar an ein Spielzeug anpirscht. Dabei wackelt ihr Hinterteil hin und her, die Augen sind groß, alles am Tier wirkt konzentriert. Nur die Beine sieht man nicht. Warum, wird beim Blick auf die andere Katze im Hintergrund klar: Es sind Munchkins. Und diese Katzenrasse erfüllt alle Kriterien einer Qualzucht – egal, wie süß das Kätzchen aussehen mag.
Kurzbein-Katze Munchkin – Qualzucht oder nicht?
„The caterpillar is coming“, schreibt die TikTokerin margie19920218 unter das Video, „Die Raupe ist im Anmarsch.“ Ob es sich dabei um ihr Haustier oder das von Bekannten oder Freunden handelt, ist nicht ganz klar. Zugegeben, irgendwie sieht es süß aus, wie die flauschige Katze auf die Kamera zuläuft. Wenn man aber bedenkt, dass diese Katze sich niemals richtig bewegen, niemals so springen kann, wie ihre Artgenossen und leider häufig ein kurzes, von Schmerzen geprägtes Leben führen wird, dann vergeht einem das Lächeln schnell. Das sehen auch ein Großteil der anderen User so und hinterlassen entsprechende Kommentare:
- „Man sieht in den Augen schon, wie viel Leid in diesem kleinen Wesen steckt“
- „Wie kann man das nur so einem schönen Wesen antun und es kaputt züchten 🥺🥺🥺“
- „Sooo niedlich … Aber nicht ok …“
- „Kaputt gezüchtet 🥺“
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Qualzucht? Was genau ist eine Munchkin-Katze?

Der Name Munchkin leitet sich von der Erzählung „Der Zauberer von Oz“ ab. Die Munchkins begrüßte den Hauptcharakter Dorothy in ihrem Land und tanzten mit ihr. Reinrassige Munchkin-Katzen gibt es nicht, da Nachkommen zweier kleinwüchsiger Elternteile meist noch im Mutterleib sterben. Deswegen werden andere Katzen eingezüchtet, überwiegend normale Hauskatzen. Aber auch andere Rassekatzen wie beispielsweise Perser oder Sphinx sind möglich. Ausgewachsen ist das Tier etwa mittelgroß mit einer Schulterhöhe von grob 33 Zentimetern. Es gibt insgesamt drei verschiedene Größenvarianten, wobei die kleinste Mei Toi genannt wird.
Tierschutzgesetz, § 11b (umformuliert und verkürzt)
Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, wenn zu erwarten ist, dass als Folge der Zucht oder Veränderung …
… bei der Nachzucht, den Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten.
… bei den Nachkommen mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.
Ist die Munchkin-Katze eine Qualzucht?
Verboten ist die Zucht in Deutschland noch nicht, es wird jedoch gefordert. Diese Katzenrasse spaltet die Tierfreunde und löst regelmäßig Diskussionen aus. Während es auf der einen Seite Befürworter gibt, die keine oder nur wenige Gesundheitsprobleme sehen, widersprechen ihnen die Kritiker. Fakt ist: Das Risiko für Krankheiten wie Hydrocephalus, Arthrose und Arthritis und auch Bandscheibenvorfälle ist enorm. Außerdem sind die Tiere so stark in ihren Bewegungen eingeschränkt, dass natürliches Katzenverhalten unmöglich ist. Im Vergleich zu ihren nicht kleinwüchsigen Artgenossen ist ihre Lebenserwartung zudem kürzer. Schaut man sich zusätzlich die Definition der Qualzucht an, ist zu sehen, dass die Munchkin einige Punkte dort abdeckt.
Definition Qualzüchtung
Der Tatbestand des § 11b des Tierschutzgesetzes ist erfüllt, wenn bei Wirbeltieren die durch Zucht geförderten oder die geduldeten Merkmalsausprägungen (Form‐, Farb‐, Leistungs‐ und Verhaltensmerkmale) zu Minderleistungen bezüglich Selbstaufbau, Selbsterhaltung und Fortpflanzung führen und sich in züchtungsbedingten morphologischen und/oder physiologischen Veränderungen oder Verhaltensstörungen äußern, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind. (BMEL, Qualzuchtgutachten, 1999)
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Wann begann die Zucht der Munchkin?
Ursprünglich war diese Form von Zwergwuchs bei Katzen eine spontane Genmutation, die zu der Erbkrankheit Chondrodysplasie führte (Zwergwuchs). Auch bei Dackeln ist es diese Mutation, die zu den kurzen Beinen führt. In Russland, Großbritannien und Deutschland wurden wohl schon in den 1930er Jahren kurzbeinige Streuner gesichtet. Züchten wollte sie jedoch niemand. Das änderte ich in Amerika in den 1980er Jahren, als eine Frau eine trächtige Zwerg-Katze fand und sie mit nach Hause nahm. Etwa die Hälfte der Kitten sahen aus wie die Mutter – und der Grundstein für die Munchkin-Zucht war gelegt.