Krönung von König Charles III.: Acht Pferde für die goldene Staatskutsche
Am 06. Mai 2023 schaute die ganze Welt auf Großbritannien: In London wurde König Charles III. gekrönt. Eine besondere Rolle bei der Zeremonie spielten Pferde.
Mit geschätzten Kosten von umgerechnet 57 bis 113 Millionen Euro und rund 2.200 geladenen Gästen fand in der britischen Hauptstadt mit der Krönung von König Charles III. in der Westminster Abbey ein echtes Mega-Event statt. Bei dem dreitägigen Ereignis durften die royalen Pferde selbstverständlich nicht fehlen. Schon im Vorfeld hatte es jedoch bei den nächtlichen Probedurchläufen in der Londoner Innenstadt Rummel um die edlen Geschöpfe gegeben – mit entsprechender Spannung wurde der Auftritt der Pferde erwartet.
Live-Ticker: Krönung von König Charles III. in London
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Pferde waren bei Proben nervös geworden
Wie der österreichische TV-Sender Puls 24 berichtet, war die Aufmerksamkeit rund um den Krönungszug für einige Rösser bei den Proben nahe des Buckingham Palace zu viel geworden. Mit der Nationalhymne des Vereinigten Königreichs „God Save the King“, gespielt von einer Blaskapelle, wussten die Pferde nicht viel anzufangen und scheuten, wie einige Schaulustige und Royal-Fans berichteten. Die vielen hundert berittenen Soldaten hatten demnach noch einiges an Arbeit bis zur Krönungsprozession vor sich.
An der Prozession nahmen rund 4.000 Streitkräfte aus dem gesamten Commonwealth, den britischen Übersee-Territorien, sowie alle Soldaten des Vereinigten Königreichs, die Leibgarde des Regenten und die „Royal Watermen“ teil. Auch die Londoner Metropolitan Police bereitete 45 ihrer Pferde auf den großen Tag vor. Die meisten von ihnen gehörten zur sogenannten „Grey Escort“, einer Schimmelgruppe, die den Festzug anführte und abschloss.
Eine besondere Rolle wurde dabei Wilbur zuteil, dem Polizeipferd, das die Krönungsprozession anführte. Der sogenannte „Pointer“ ist ein 12-jähriger Schimmel aus Irland. Reiterin Alex McDonagh beschreibt Wilbur als ruhiges und besonnenes Tier, das großes Vertrauen zu seinem Reiter hat. Wilbur war schon beim 70. Thronjubiläum von Queen Elizabeth dabei gewesen.
Commonwealth-Mitglied Kanada schenkt König Charles III. neues Pferd
An der Prozession am 6. Mai nahm außerdem ein besonderes Pferd teil: „Noble“ war ein traditionelles Geschenk der sogenannten „Mounties“, der kanadischen Nationalpolizei „Royal Canadian Mounted Police“, und wurde dem König erst kürzlich auf Schloss Windsor im Zuge seiner Ernennung zum Oberkommissar überreicht. Die elegante Noble ist eine sieben Jahre alte schwarze Stute und ein ehemaliges Turnierpferd – mit diesen Details im Hinterkopf konnten Fans im Zuge der Zeremonie die Augen nach der neuen Schönheit offenhalten.

Der kanadische Superintendent Kevin Fahey charakterisierte Noble als „ungemein kühn“ und „sehr ruhig“. Die Wahl sei wegen ihres Auftretens und ihrer edlen Statur auf die Stute gefallen. Zuvor war sie Mitglied der Spezialeinheit „The Musical Ride“, einer Vereinigung, die Übungen und Formationen zu passender Musik in ganz Kanada präsentiert.
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Gewaltiges Spektakel rund um die pompöse Krönungszeremonie
Dass Pferde und Blasmusik sich nicht gerade gut verstehen, bewiesen Szenen, die sich im nächtlichen London ereigneten. Manche Traber zeigten sich nicht sehr erfreut über das Gewusel und den Lärm an ihrer Route, den die vielen Beobachter verursachten. Mit dem Einsetzen der Hymne verließen die ersten Pferde ihre vorgesehene Strecke oder tänzelten vor Aufregung aus der Reihe. Auch die Situation rund um die goldene Staatskutsche erwies sich als nervenaufreibend: Der Trubel verstörte die acht Schimmel, die infolge versuchten, auszubrechen und zu steigen.
Welche Vorbereitungen für die Krönungszeremonie getroffen wurden und wie die Pferde an die besonderen Umstände gewöhnt wurden – hier einige Fakten:
- Die Soldaten aus der „Kings Troop Royal Horse Artillery“ hatten eine spezielle Aufgabe: Bei den Proben gewöhnten sie die Pferde an die ohrenbetäubenden Salutschüsse.
- In den Hyde Park Barracks wurden die Pferde der „Household Cavalry“, der britischen Gardekavallerie, von Hufschmieden beschlagen.
- Auch das Fußvolk durfte einmal in der königlichen Kutsche mitfahren – und zwar in einem Nachbau der prunkvollen Kutsche, die König Charles III. zur Krönung chauffierte. Anlässlich der Feierlichkeiten konnte die „Uber Coronation Carriage“ vom 3. bis 5. Mai 2023 gemietet werden.
Vorstellung der royalen Pferde auf Twitter
Auf Twitter stellte der Account der Königsfamilie @RoyalFamily aktuell die acht „Windsor Greys“ in einem Post vor: Die Pferde, die beim Krönungsumzug vor die goldene Staatskutsche gespannt wurden.
Die Rolle der Pferde in der Geschichte des Königshauses
Die Verbindung des britischen Königshauses mit seinen Pferden ist beinahe so alt wie die Monarchie selbst. Die verstorbene Monarchin liebte Pferde, den Pferdesport und auch Pferdewetten. Sogar hochbetagt ritt die Queen noch aus – ohne Helm, dafür mit Kopftuch zum Schutz ihrer Frisur. Nach Angaben des Spiegel soll die Pferdesammlung von Elizabeth II. einen Wert von umgerechnet mehr als 30 Millionen Euro haben.

Sogar in offiziellen politischen Beziehungen spielen die Rösser ab und an eine nicht ganz unwichtige Rolle, wie ein Beispiel aus der Vergangenheit verdeutlicht: Bei einem Staatsbesuch in Bonn im Jahr 1978 forderte Queen Elizabeth II. vom damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel im Voraus wertvolle Zuchtpferde – einen mittelbraunen Holsteiner und einen Schimmel samt Farb- und Größenangaben. Für umgerechnet rund 60.000 Euro bestellte die Bundesregierung die kostbaren Tiere damals und stellte damit einen neuen Rekord in der Historie der Bundesrepublik auf: Die dekadente Forderung ging als das (damals) wertvollste Geschenk für ein Staatsoberhaupt in die Geschichtsbücher ein.
Verrückt: Berittene Kellner beim Krönungsbankett im 19. Jahrhundert
Eine amüsante Geschichte hat sich hingegen weit vor unserer Zeit zugetragen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, mussten bei einem 1821 abgehaltenen Krönungsbankett die höchsten Beamten des Hofes den König zu Pferd bedienen. Und im Jahr 1761 blamierte sich Großtruchsess Lord Talbot bei einem ähnlichen Anlass bis auf die Knochen: Der Versuch, sein Pferd im Rückwärtsabgang – den die Etikette nun mal verlangte – zu unterrichten, war ein voller Erfolg. Bereits bei seiner Ankunft brachte ihn das Pferd rückwärts in den Saal, der entzückte Applaus der Anwesenden tat sein Übriges. Die Berichterstattung der Zeitungen fiel, sehr zum Missfallen Lord Talbots, entsprechend spöttisch aus.