Endlich Schluss: Deutschland sagt Nein zu Tierexporten übers Meer
Dass Nutztiere über Straßen in andere Länder exportiert werden, ist den meisten Menschen bekannt. Dass das aber auch über den Seeweg geschieht, weniger.
Die Diskussionen und Kritik an Lebend-Tiertransporten an Land liest und hört man immer wieder. Die Tiere stehen in den Lastwagen unter Dauerstress und auch die Konditionen sind nicht oft nicht in Ordnung. Die Konsequenz: Laut der britischen Zeitung The Guardian sterben allein in den Vereinigten Staaten jedes Jahr rund 20 Millionen Tiere auf dem Weg zum Schlachthaus. Schon deshalb forderte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) laut der Deutschen Presseagentur (dpa), dass die Dauer von Tiertransporten auf maximal acht Stunden begrenzt werden soll. Doch eine weitere Variante von Lebendtransporten ist weit weniger gut sichtbar und kann dabei leicht vergessen werden: die per Schiff.

Problem: Tierexporte über das Meer
Jährlich werden durchschnittlich fast zwei Milliarden Tiere ins Ausland exportiert – und das häufig auch mit Schiffen. Eine Situation, die für die Tiere noch um ein Vielfaches schlimmer sein muss, als der Weg über Autobahnen und Straßen. Die größten Probleme sind hier zum Beispiel die Dauer der Transporte (teils mehrere Wochen) und die in der Schifffahrt üblichen Verspätungen (kann zu Futterknappheit führen). Je länger der Transport dauert, desto größer wird auch die Gefahr durch Krankheiten und die Menge der Ausscheidungen. Dazu kommt das Risiko von Schiffsunglücken, bei denen die Tiere kaum Überlebenschancen haben. Ein Beispiel dafür ist etwa die „Queen Hind“, ein 2019 im Mittelmeer gesunkener Viehtransporter. Bei dem Unglück starben mehr als 14.000 Schafe – während die Besatzung gerettet wurde. Auch das in Neuseeland gestartete Schiff „Gulf Livestock 1“ sank im Jahr 2020, 41 Menschen und 6.000 Kühe starben dabei.
Gerettet werden diese Tiere leider nur in den seltensten Fällen, doch ein paar Ponys hatten hier Glück. Genau wie ein Hund, dessen Leben eigentlich auf Bahngleisen hätte enden sollen. Wie die Nerze einer Pelzfarm in die Freiheit entkommen sind, ist dagegen bisher immer noch ungeklärt.
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Immer mehr Länder verbieten Tiertransporte mit Schiffen
Das Unglück der „Gulf Livestock 1“ bewegte Neuseelands Regierung dazu, den Export von lebenden Tieren über den Seeweg vorübergehend zu verbieten. Inzwischen wurde dieses Verbot als dauerhaft bestätigt. Die Europäische Union (EU) spricht sich für ein EU-weites Verbot von Tiertransporten via Schiff aus. Aktuell ist der Export von Tieren in nicht-EU-Länder schon untersagt. Da die EU, allen voran Deutschland, als führend in Sachen Lebendtransporte von Tieren gilt, ist das ein wichtiger – und richtiger – Schritt. Durch die enorme Export-Kraft der EU kann so ein Umdenken in Bewegung gesetzt werden. Gleichzeitig wird damit auch massives Tierleid zumindest verringert. Das möchte man auch mit der Überarbeitung der EU-Richtlinien zu Tiertransporten erreichen.
Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten fordern hier laut dpa, noch ein Stück weiter zu gehen: „Die Ausfuhr von Tieren aus der EU wie auch Lebendtiertransporte innerhalb der EU führen nachweislich sehr oft zu schwerem Tierleid.“ Dir Organisation fordert die generelle Abschaffung von Lebendtiertransporten in Länder außerhalb der EU. Ein Sprecher sagt weiter: „Ausnahmeregelungen darf es nicht geben, da dadurch die Gefahr besteht, dass Tiere auf Umwegen über die erlaubten Länder in andere, verbotene Drittländer gebracht werden.“