Ziege, Schaf und Alpaka sind beliebte Haustiere. Dabei ähneln sich die Paarhufer in vielen Belangen. Lesen Sie alles über die Herkunft und Lebensweise der Tiere.
Halle (Saale) – Schafe und Ziegen sind sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Doch im Problemlösen sind die Ziegen ihren flauschigen Verwandten überlegen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie (FBN). In ihrem Versuch testeten die Wissenschaftler, wie die Tiere räumliche Hindernisse auf dem Weg zu einem Futterangebot überwanden. Dabei zeigte sich: Ziegen sind wesentlich schneller in der Lage, sich auf eine veränderte Situation einzustellen. Was unterscheidet die Tiere sonst noch voneinander? Und wie eng ist ihre Verwandtschaft wirklich?
Die Ziege: Intelligente Haustiere
Der lateinische Name der Ziege ist „Capra“ , von dem sich das deutsche Wort „kapriziös“ ableitet. Das verrät bereits einiges über den Charakter der Ziege: Sie gilt als intelligent, aber auch als eigensinnig und zickig. Seit etwa 11.000 Jahren leben Ziegen und Menschen zusammen. Zu Beginn lieferten die Tiere ihren Haltern vor allem Fleisch und Leder. Doch auch die Milch der Tiere wurde zunehmend beliebter. Dabei zeigten sich die Tiere als äußerst genügsam, sodass sich auch ärmere Familien oft eine Ziege leisten konnten. Die Ursprungsrasse der heutigen Hausziege ist die wild lebende Bezoar-Ziege. Sie ist vom Aussterben bedroht und kommt nur noch in einzelnen Gebieten in Vorderasien und auf einigen ägäischen Inseln vor. Wildziegen leben in bergigen Regionen: Deshalb sind auch Hausziegen ausgezeichnete Kletterer.
Ziegen: Sie sind Herdentiere
Ziegen sind gesellige Tiere. Wildziegen leben in Herden von etwa 15 bis 25 Tieren, deshalb sollte auch die Hausziege in der Gruppe gehalten werden. Innerhalb einer Ziegenherde herrscht eine strenge Rangordnung: Die Leitziege führt die anderen zum Futter und darf es sich als erste und am ausgiebigsten schmecken lassen. Doch auch mit Menschen und anderen Tierarten kommt die Ziege gut klar. Mit Pferden versteht sie sich beispielsweise besonders gut, weshalb sie oft gemeinsam gehalten werden. Nur mit Hunden haben Ziegen Probleme. Das liegt daran, dass der Wolf der natürliche Feind der Ziegen ist und sie auch beim Hund Gefahr wittert.
Ziegen: Findige Ernährungskünstler
Dort, wo die Ziege ursprünglich herkommt, findet sie nur ein begrenztes Nahrungsangebot. Das macht den genügsamen Tieren jedoch nichts aus: Sie fressen gerne die Blätter und Triebe von Sträuchern und Büschen. Selbst dornige Sträucher schmecken den Wiederkäuern. Doch die Anpassungsfähigkeit der Ziege hat auch Nachteile. Seefahrer setzten die Tiere auf verschiedenen Inseln aus, um dort jederzeit Zugriff auf Proviant zu haben. Dort vermehrten sich die Tiere unkontrolliert und fraßen alles Grün, was sie finden konnten. Für die einheimische Flora und Fauna hatte dies teils fatale Folgen – in manchen Fällen kam es sogar zur Verwüstung von Gebieten. Ein prominentes Beispiel dafür sind etwa die Galapagos-Inseln. Dort leben seit dem 19. Jahrhundert Ziegen, die mit ihrem großen Appetit dafür sorgen, dass die Nahrung für andere Tierarten knapp wird. Davon ist beispielsweise die berühmte Galapagos-Schildkröte betroffen.
Schafe und Ziegen kommen aus der gleichen Familie
Das Schaf gehört wie die Ziege zu den Ziegenartigen. Dabei handelt es sich um eine Unterfamilie der Wiederkäuer, die wiederum zu den Paarhufern zählt. Schafe, Hunde und Ziegen waren die ersten Tiere, die vom Menschen domestiziert wurden. Experten gehen davon aus, dass das heutige Hausschaf vom Mufflon abstammt. Dieses ist gut an den schneckenförmig gedrehten Hörnern erkennbar. Die ersten zahmen Schafe züchteten Menschen vermutlich in der Region zwischen Libanon und Iran. Sie hatten allerdings noch härtere Haare und keine Wolle. Erst mit der Zeit gelang es, Tiere mit der charakteristischen weichen Haarpracht heranzuziehen, die sich für die Herstellung von Textilien eignet.
Schafe haben freundschaftliche Beziehungen
Schafe leben, genau wie Ziegen, am liebsten in Herden. Die sanften Tiere sind außergewöhnlich sozial. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Schafe Gesichter von Menschen und Artgenossen erkennen und voneinander unterscheiden können – allerdings nur über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren. Außerdem entwickeln Schafe in einer Herde so etwas wie Freundschaften. Anhand bestimmter Charaktereigenschaften bilden sich Untergrüppchen. Und: Auch, wenn etwas weiter weg besseres Futter zu finden ist, ziehen die Tiere es vor, bei ihrer Freundesgruppe zu bleiben. Stirbt ein Herdenmitglied, trauern die anderen um ihn. Die enge Bindung zu ihren Artgenossen zeigt sich auch am Verhältnis von Mutterschaf und Lämmchen. Etwa einen halben Tag nach der Geburt sind die Kleinen in der Lage, ihre Mutter anhand ihres Aussehens und ihrer Stimme zuzuordnen.
Tagesablauf der Schafe
Schafe gehören zu den Wiederkäuern und ernähren sich vor allem von Gräsern und Kräutern. Den Großteil ihres Tages verbringen sie mit Fressen. Nachts haben sie nur kurze Schlafphasen, die sie dicht an den Rest der Herde gekuschelt verbringen. Dabei ist das Schaf immer sehr achtsam: etwa bemerkt es, wenn bald ein Gewitter droht und kann Raubtiere schon in der Ferne wittern. Bei der Flucht vor Fressfeinden helfen ihm auch die seitlich angeordneten Augen mit langgezogenen Pupillen. Durch das so erweiterte Sehfeld, können Schafe die Gefahr frühzeitig erkennen.
Alpakas – Statussymbol der Inkas
In den letzten Jahren haben sich auch Alpakas zu beliebten Haustieren entwickelt. Die flauschigen Tiere sind Paarhufer und gehören zur Familie der Kamele. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden. Ursprünglich kommt das Alpaka aus Südamerika und lebt dort vor allem in den Anden. Dort ernährt es sich von dem, was die karge Landschaft hergibt – vor allem von Gras. Auch aufgrund seines dicken Fells ist es gut auf die Wetterlage im Hochgebirge eingestellt. Vermutlich gibt es die Alpakas bereits seit etwa 5.000 Jahren. Die Indios züchteten sie und spannen Garn aus der feinen Wolle der Tiere. Als Lasttiere kamen sie nur gelegentlich zum Einsatz – zu diesem Zweck wurden eher die robusteren Lamas eingesetzt. Alpakas galten bei den Inkas zudem als Zeichen des Reichtums: Könige schmückten sich mit Mänteln aus der Wolle der Tiere und hielten sie in großen Herden.
Kommunikation der Alpakas
Alpakas leben am liebsten in großen Gruppen. Pro Herde gibt es in der Regel nur einen erwachsenen Hengst, da es ansonsten zu Machtkämpfen unter den Tieren kommt. Um mit der Herde zu kommunizieren, geben Alpakas verschiedene Laute von sich. Ein leises Summen oder Brummen drückt dabei Zufriedenheit aus. Wiehert ein Alpaka, so ist Gefahr für die Herde im Verzug. Auch die Körpersprache spielt bei den Alpakas eine wichtige Rolle. Ohren-, Schwanz- und Kopfhaltung geben oft Aufschluss darüber, in welchem Gemütszustand das flauschige Tier ist. Ein weiteres Kommunikationsmittel ist, wie bei Lamas, das Spucken. Alpakas nutzen es, wenn sie verärgert sind, aber auch, um die Rangordnung innerhalb der Herde zu klären.