„Hartes Verhalten aus menschlicher Sicht“: Gorilla-Baby in Münchner Tierpark eingeschläfert
Ein Gorilla-Baby im Münchner Tierpark Hellabrunn wurde von seiner Gruppe nicht angenommen, sein Gesundheitszustand war schlecht – das Menschenaffen-Mädchen wurde eingeschläfert.
Nachwuchs im Zoo ist immer etwas ganz besonders – egal, ob es sich um Baby-Stachelschweine, Baby-Ameisenbären oder rote Vari-Babies handelt, denn besonders die Kleinen erwärmen die Herzen der Besucher. Im Tierpark Hellabrunn fanden die Pfleger – völlig überraschend – am Silvestermorgen ein Gorilla-Baby im Gehege. Leider nahm weder die Mutter, noch die Gruppe das Baby an. Wegen des schlechten Gesundheitszustands entschied man sich, das Affenjunge einzuschläfern.
„Im Sinne des Tierwohls“: Gorilla-Baby in Münchner Zoo wird eingeschläfert
Wie der Tierpark berichtet, war das weibliche Jungtier in der Nacht zur Welt gekommen und stark unterkühlt. Nach einer ersten tiermedizinischen Untersuchung wurde die Mutter, die 35-jährige Neema, mit dem Neugeborenen zusammengeführt. „Vorherige Anzeichen einer Trächtigkeit waren bei Neema nicht beobachtet worden, was bei Gorillas jedoch aufgrund des immer ausgeprägten Bauchs, der mit ihrer pflanzlichen Ernährung wie zum Beispiel Blättern zusammenhängt, nicht ungewöhnlich ist“, erklärt Dr. Christine Gohl, leitende Tierärztin in Hellabrunn. Allerdings zeigte die Gorilla-Dame keinerlei Interesse an ihrem Baby. Möglicherweise habe das am „lebensschwachen Zustand“ des Jungtiers gelegen, so der Tierpark.
Gorilla-Baby in Münchner Zoo wird eingeschläfert – Kommission entscheidet, „Jungtier zu erlösen“
Wegen des schwachen Gesundheitszustands berief der Tierpark eine Kommission aus Pflegern, Tierärzten, Kuratoren, der Direktion, Vertretern der zuständigen Veterinärbehörde und Experten des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms für Gorillas ein. Nach einer Beratung wurde einstimmig die Entscheidung gefällt, „das Jungtier zu erlösen“. Die Haltung von Affen im Zoo wird von Tierschutzorganisationen wie Peta generell kritisiert.
„Auffällig war das völlige Desinteresse der gesamten Hellabrunner Gorillagruppe am Neugeborenen. Aus der Natur ist bekannt, dass Wildtiere schon sehr frühzeitig erkennen, ob ihr Nachwuchs gesund ist und damit eine Aufzucht eine Aussicht auf Erfolg hat“, erklärt Carsten Zehrer, zoologischer Leiter des Tierparks. „Dieses aus menschlicher Sicht harte Verhalten sichert in der Wildbahn unter anderem wichtige Energieressourcen des Muttertieres, die bei einer nicht erfolgreichen Aufzucht verbraucht würden.“
Gorilla-Baby in Münchner Zoo wird eingeschläfert – „schwerwiegende Vorerkrankungen“
Bei der pathologischen Untersuchung des Affenbabys zeigten sich „schwerwiegende Vorerkrankungen“. Unter anderem habe das Neugeborene eine Blutung im Kopf sowie eine fortgeschrittene Nabelentzündung auf. Dieses Ergebnis habe „die getroffene Entscheidung im Sinne des Tierwohls“ bestätigt, teilte der Tierpark mit.